Drei Stunden Bewegung pro Tag ist das Ziel. Behörden erarbeiten ein Konzept. Kooperationen mit Vereinen sind bisher recht selten.

Hamburg. Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, und mehrere Behörden arbeiten gemeinsam daran: Kinder und Jugendliche in Hamburg sollen sich mehr bewegen - Sport treiben, vor allem aber toben, spielen oder einfach mal zu Fuß gehen. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lediglich 60 Minuten körperliche Betätigung täglich empfiehlt, sollen es in Hamburg künftig mindestens 180 Minuten sein. Das hat sich die Arbeitsgruppe "Bewegungsförderung für Kinder und Jugendliche" von Gesundheits-, Schul-, Innen- und Umweltbehörde sowie der Bezirke zum Ziel gesetzt.

Zwar bewegt sich in Hamburg nach Angaben der Gesundheitsbehörde jedes fünfte Schulkind im Alter zwischen elf und 15 Jahren jeden Tag 60 Minuten so intensiv, dass es dabei außer Atem kommt. Laut einer Studie im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) sind 63 Prozent der Kinder in Norddeutschland (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen) zwei Stunden oder länger am Tag körperlich aktiv. Doch in der Hansestadt sind die Ziele noch ehrgeiziger: Sport statt stundenlanges Internetsurfen mit dem Smartphone, spielen unter freiem Himmel statt am Computer im Kinderzimmer.

Die Gründe sind vielfältig: Bewegungsmangel gilt als wichtigste Ursache für die wachsende Zahl übergewichtiger Kinder und als Risikofaktor für die Entstehung von Altersdiabetes. Zudem besteht ein enger Zusammenhang zwischen körperlicher und geistiger Entwicklung eines Kindes. "Genügend Bewegung ist wichtig, um sich vernünftig entwickeln zu können", sagt Gunnar Liedtke vom Institut für Bewegungswissenschaften der Universität Hamburg. Das gelte besonders für sechs bis zehn Jahre alte Kinder. Und: Bewegung fördert die Schulleistungen. "Kinder lernen ausdauernder, gründlicher und begeisterter, wenn sie sich regelmäßig bewegen. Das Gelernte bleibt besser im Gedächtnis", heißt es in der TK-Studie.

Die in diesem Jahr eingesetzte Behördenarbeitsgruppe soll in Schulen, Kindertagesstätten, aber auch Familien das Bewusstsein für diese Zusammenhänge schärfen. In einem ersten Schritt wurden bereits bestehende Angebote, etwa Kooperationen von Sportvereinen und Schulen, Bewegungskindergärten oder Schwimmförderung, zusammengestellt. Diese sollen noch in diesem Jahr - voraussichtlich auf einer Internetseite - aufgelistet werden. Geplant ist, in einem nächsten Schritt Kita-Erziehern Fortbildungen zu ermöglichen, damit sie die Kinder stärker in Bewegung bringen.

Auch die Schulbehörde will diesen Weg gehen, die Lehrer sollen kreativer werden: "Es sind nicht immer nur Turnhallen oder Sportplätze, die genutzt werden können", sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Denn: Es sind vor allem die alltäglichen Bewegungen wie Toben, Spielen, Fahrradfahren oder Treppensteigen, die in Hamburg dazu beitragen sollen, dass Kinder und Jugendliche körperlich aktiv sind. "Allein mit dem Sportunterricht ist das Thema Bewegung in den meisten Fällen nicht abgedeckt", sagt Sportwissenschaftler Liedtke. Am sinnvollsten sei es, dass sich Kinder ganz nebenbei verausgaben: "Wenn sie mehr zu Fuß gehen würden, hätten sie schon ein ganz schönes Stück an Alltagsbewegung geschafft."

Teil 2: Sportunterricht kommt oft zu kurz