Einfamilienhäuser am Rögenweg und am Eulenkrugpfad sind Bauwerke des Jahres. Auch neues Ohnsorg-Theater überzeugte die Jury.

Hamburg. Eine interessante Fassade, eine kluge konstruktive Umsetzung und eine städtebaulich gute Lösung - das sind die drei Punkte, die aus Sicht des Hamburger Architekten und Ingenieursvereins AIV Voraussetzung sind für preiswürdiges Bauen. Seit 1979 schon zeichnet der älteste Verband der Hamburger Planerbranche jedes Jahr die Bauwerke des Jahres aus, die besonders gute Beispiele sind für gelungene Architektur.

Heute werden die Auszeichnungen offiziell im Haus der Jugend in Kirchdorf verliehen. "Bauwerke des Jahres 2011" sind demnach zwei außergewöhnliche Einfamilienhäuser, das neue Ohnsorg-Theater im Bieberhaus, das Bestattungsforum in Ohlsdorf und die Staatliche Jugendmusikschule am Mittelweg. Beim Neubau eines Einfamilienhauses am Rögenweg 32 in Volksdorf überzeugte die Jury zunächst die "besonders eigenwillige Architektur", wie AIV-Vorstandsmitglied Mathias Hein in seiner Begründung sagt.

Gebaut wurde in einer Gegend, in der der Bautyp der "Hamburger Kaffeemühle erfunden sein könnte", heißt es in der Laudatio. Am Rögenweg orientiere man sich beim Bau noch an der Architektur der Nachbarschaft und nicht an Fotos vergangener Urlaube. Das Büro LA'KET Architekten und die Tragwerksplaner OSJ Ingenieure hätten dort "zwar auf einem sehr schmalen Grundstück gebaut", doch die Enge sei schnell vergessen, weil doch sehr weite Räume geschaffen wurden. Volksdorf sei nun um ein Stück Baukultur reicher.

Überhaupt hat der Stadtteil bei Einfamilienhaus-Neubauten aus Sicht der Expertenjury in diesem Jahr gepunktet. Der AIV wählte ein weiteres Einzelhaus am Eulenkrugpfad in Volksdorf als Bauwerk des Jahres aus. Das Haus war vom selben Planerteam wie jenem am Rögenweg entworfen und konstruiert worden. Die Form folge dort der Funktion und verleihe dem Gebäude "Ruhe und Gelassenheit", so die Formulierung in der Laudatio.

Das Konzept des Hauses sei ein Kunstgarten, in dem "Funktionen wie Essen, Schlafen, Reinigen und Entspannen geordnet und wie von einer Schutzhülle umkleidet" worden seien, heißt es. Hinzu komme ein intelligentes Heiz-und Kühlsystem mit Wärmepumpe, Erdsonden und Fotovoltaik. Insgesamt ein Prinzip, das vorbildlich von Bauherren, Architekten und Ingenieuren umgesetzt worden sei.

AIV-Bauwerk des Jahres wurde neben diesen beiden Häusern auch noch ein ganz anderes Gebäude: Der AIV zeichnete mit dem Hamburger Bestattungsforum Ohlsdorf die Rekonstruktion wie auch die Erweiterung eines Gebäudes aus, das als der letzte große Bau des legendären Hamburger Oberbaudirektors Fritz Schumacher gilt. Kurz vor seiner 1933 von den Nazis erzwungenen Pensionierung hatte Schumacher das Forum entworfen, konnte es aber nie nach seinen Vorstellungen vollenden. "Was werden die Hände daraus machen, die diesen Anfang einmal zu Ende bauen? Werden sie sich an das halten, was ursprünglich gewollt?", hielt Fritz Schumacher noch in seinen Erinnerungen fest.

Die Büros Dohse Architekten und tsj Architekten erreichten aus Sicht des AIV in Zusammenarbeit mit den Tragwerksplanern Otto und Lossien GbR sowie Weiske und Partner genau dies. Vor allem unter dem "denkmalpflegerischen Aspekt" sei das Projekt gelungen, sagt AIV-Vorstand Mathias Hein. Lobenswert sei zudem, dass das Zwei-Flügel-Konzept aufgenommen worden sei.

Ausgezeichnet wird heute auch das neue Ohnsorg-Theater im Bieberhaus.

Ein Theater in ein denkmalgeschütztes Gebäude zu integrieren sei eine "baukonstruktiv sehr komplexe Aufgabe" gewesen, sagt Hein. "Die Jury war der Überzeugung, dass hier Aufgabe und Lösung genau zusammenpassen." Geliefert hatten diese Lösung Dinse Feest Zurl Architekten sowie das Ingenieurbüro Wetzel und von Seht.

Auch der Erweiterungsbau der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg am Mittelweg wird als Bauwerk des Jahres ausgezeichnet. Das Büro EMBT aus Barcelona und die Hamburger Architekten Nps Tschoban Voss schufen mit den Ingenieuren von WTM Engineers einen "sehr ausdrucksstarken und organischen Bau", sagt AIV-Vorstand Hein. Für Hamburg sei das Gesamtprojekt ein großer Gewinn, heißt es in der Laudatio. Die "komplexe Addition geometrisch unbestimmter Formen des Objektes" habe Architekten und Planer viel abverlangt.

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