Reisebestimmungen für Bürger werden gelockert

Freiheit lässt sich auf Dauer nicht unterdrücken. Das haben nach den kommunistischen Despoten Osteuropas auch die Castro-Brüder auf Kuba lernen müssen. Und so gestatten sie ihrem Volk von Mitte Januar an etwas mehr Reisefreiheit als bisher. Sicher haben sie damals auch beobachtet, dass mit der Möglichkeit, sich vom Rest der Welt ein eigenes Bild zu machen, bei den DDR-Bürgern die Liebe zum sozialistischen Vaterland - falls vorher überhaupt vorhanden - rapide abnahm. Zuerst galt das nur für Rentner, dann für immer mehr Menschen - und am Ende waren mit dem Mauerfall die letzten Tage des SED-Regimes eingeläutet.

Aber ganz sicher wollten die Parteistrategen in Havanna nicht ihren eigenen Untergang planen. Kuba hat keine Mauer, die zu öffnen wäre. Es gibt auch kein West-Kuba, in das massenweise umgesiedelt werden könnte. Die Karibikinsel lässt sich nicht so einfach mit dem Koffer in der Hand verlassen. Die neue Reisefreiheit hält zudem viele Einschränkungen für ganze Berufsgruppen und vor allem finanzieller Art parat. Die Gebühren für den Pass, eine Schiffspassage oder ein Flugticket und den Auslandsaufenthalt selbst dürften sich nur die wenigsten Kubaner leisten können. Die Reiseströme lassen sich also auch weiterhin gut kontrollieren.

Vermutlich setzen die Kader eher darauf, dass die kleine Liberalisierung etwas Druck aus dem innenpolitischen Kessel nimmt; dass Kubaner im Ausland arbeiten und ihre Familien zu Hause unterstützen. Etwa so, wie es das Tito-Jugoslawien seit den 60er-Jahren gehandhabt hat.

Ein Signal geht exakt 50 Jahre nach der Kuba-Krise, die die Welt an den Rand des Atomkrieges brachte, sicherlich auch an die etwa eine Million Exilkubaner in Florida und an die USA selbst: "Seht her, wir sind bereit, uns zu wandeln. Überdenkt auch eure Haltung und euer Embargo." Von der großen Wende ist die Insel, auf der neben der Partei vor allem auch der Mangel und Repressionen herrschen, noch weit entfernt. Aber eine sanfte Abkehr vom starren "Sozialismus oder Tod" ist erkennbar. Und die Zeit arbeitet für die Freiheit.