Gründerfamilie Kreke will selbst bis zu 20 Prozent behalten. Entwicklung des Online-Handels größtes Problem für den Büchermarkt.

Hamburg. Ranjan Sen vom US-Finanzinvestor Advent und Henning Kreke, Vertreter der Douglas-Miteigentümer, sitzen beim Telefongespräch mit dem Abendblatt in Düsseldorf einträchtig zusammen. Wenige Stunden zuvor hatten beide nach monatelangen Gerüchten endlich Klartext gesprochen. Advent will mit der Gründerfamilie Kreke die Mehrheit am Handelskonzern Douglas rund um die gleichnamige Parfümeriekette übernehmen.

Dazu kündigte der Investor ein Übernahmeangebot für alle ausstehenden Douglas-Aktien von 38 Euro pro Stück in bar an. Advent will mindestens 75 Prozent der Anteile an Douglas. Sogar 100 Prozent sind denkbar. Die Amerikaner planen gemeinsam mit den Krekes, die künftig bis zu 20 Prozent an dem Unternehmen halten könnten, das Wachstum von Douglas zu beschleunigen. Neben der Parfümerie gehören der Textilfilialist AppelrathCüpper, Hussel, Thalia und die Schmuckhandelskette Christ zu Douglas. Allen voran sollen die beiden Wachstumstreiber Parfümerien und Schmuck, die zusammen zwei Drittel zum Umsatz beitragen, stärker im In- und Ausland expandieren. Übernahmen seien dabei nicht ausgeschlossen. Der Konzern hat mehr als 24 000 Mitarbeiter und gut 1900 Läden.

Die Sanierung der Buchhandelskette Thalia, die das Sorgenkind des Konzerns ist, werde fortgesetzt, versprachen Sen und Kreke. Einzelheiten dazu gab es allerdings keine. "Das Management macht einen hervorragenden Job", sagte Kreke lediglich. Zuvor hatte Thalia offenbar zu spät auf die Entwicklung des Online-Handels im Büchermarkt reagiert. Mit überdimensional großen Filialen, auch in Hamburg, wurde zwar viel Geld ausgegeben, aber kaum Stammkundschaft an das Unternehmen gebunden. Die Kunden stöberten oft im Sortiment der Thalia-Filialen, kauften die Bücher dann aber meist über das Internet.

Allein in Nordrhein-Westfalen werden nun sechs Thalia-Standorte geschlossen. In Hamburg versucht Thalia, sich von einzelnen Etagen der Läden im Alstertal-Einkaufszentrum (AEZ) und in der Europa-Passage zu trennen, wie das Abendblatt erfuhr. Bislang hat diese Strategie aber noch keinen Erfolg. Auch Köln, Essen, Dortmund und Bonn sind von der Schrumpfkur betroffen. Insgesamt will sich Thalia bundesweit von bis zu 15 unrentablen Geschäften trennen. Betriebsbedingte Kündigungen werden dabei nicht ausgeschlossen. Insgesamt arbeiten 5270 Beschäftigte für die Buchgruppe mit rund 300 Läden.

Kreke und Advent haben bereits die wichtigste Hürde übersprungen. Die Zustimmung von 50,5 Prozent des Grundkapitals sei bereits erreicht, hieß es. Die Großaktionäre Oetker und Müller haben demnach zugesichert, das Angebot zum angekündigten Preis anzunehmen beziehungsweise ihre Aktien zu veräußern. Mit dem amerikanischen Partner im Boot wollen die Krekes nicht von Bord gehen. "Heute ist ein erfreulicher Tag für die Familie", sagte Henning Kreke. "Mit Advent werden wir die Erfolgsstory von Douglas fortschreiben." Die Familie Kreke wird sich mit 20 Prozent an der Bietergesellschaft Beauty Holding Three AG mit Sitz in Hamburg beteiligen.

Falls es gelingt, dass tatsächlich 100 Prozent der Aktien erworben werden, betrüge der Anteil der Familie an Douglas 20 Prozent. Könnte die Bietergruppe allerdings nur 75 Prozent der Papiere kaufen, so würde der Anteil der Krekes nur von jetzt 12,7 auf rund 15 Prozent steigen. Advent-Geschäftsführer Sen betonte, sein Interesse an Douglas sei ein langfristiges.

In der Regel behält Advent sein Investment fünf bis sieben Jahre, manchmal länger. "Wir bleiben, so lange die Krekes es möchten, und wir es für sinnvoll erachten", sagte Sen. Advent ist seit mehr als 20 Jahren in Deutschland aktiv und hat bereits einige Transaktionen im Einzelhandel gestemmt, wie etwa das zeitweise Engagement beim Textilhändler Takko Fashion. Ein Börsen-Delisting von Douglas, wie lange spekuliert wurde, sei nicht Gegenstand der Übernahmeverhandlungen gewesen, so Sen.

Die freundschaftliche Verbundenheit der Gründerfamilie Kreke zum größten Douglas-Aktionär Oetker war lange Zeit eine stabile Geschäftsgrundlage. Dann kaufte sich der Drogerieunternehmer Erwin Müller bei Douglas ein. Das alarmierte die Krekes. Über Optionen hätte der Ulmer Unternehmer seinen Anteil auf mehr als 25 Prozent ausbauen können. Auf diese Weise wäre eine Sperrminorität erreicht worden, mit der Müller wichtige Entscheidungen hätte blockieren können. Welche Ziele er genau verfolgt, hatte Müller nie publik gemacht. Bekannt geworden war lediglich, dass er eine Zusammenarbeit in der Logistik und beim Einkauf vorgeschlagen hatte, was die Krekes aber ablehnten. Advent hofft, bis zum Jahresende 75 Prozent der Douglas-Anteile sowie die Kartellfreigabe zu erhalten. Die Douglas-Aktie stieg gestern zeitweise um mehr als acht Prozent.