Die Luftfahrtbranche hat ihre Krise längst nicht überwunden

Das zurückliegende Jahrzehnt war ein interessantes für Menschen mit Fernweh und auch für solche, deren berufliche Ziele weit jenseits der Heimat liegen. Fliegen wurde so billig wie es nie zuvor war. Für den gleichen Preis, den man für ein Bahnticket innerhalb Deutschlands zahlen musste, kam man im Flugzeug ein Vielfaches an Kilometern weit in die Welt hinaus. In Europa heizten Billigflieger wie Ryanair nach amerikanischem Vorbild den Markt an. Aus kleineren Reiseveranstaltern oder Nischenanbietern wie Air Berlin oder Germanwings wurden eigenständige Fluglinien. Die Angebote wuchsen nicht, sie wucherten. Über Ticketpreise machten sich etliche Flugpassagiere auf den meisten Strecken nur noch Gedanken, wenn sie diese bei der Schnäppchenjagd im Internet selbst unterbuchen konnten.

Die Folge war eine Massenmobilisierung am Himmel, aufgeblähte Luftflotten und bei manchem vielleicht gar die Hoffnung, irgendwann bekomme man bei beim Ticketkauf noch Geld heraus. Für 19 Euro von Norddeutschland nach Mailand, zum Shoppen nach New York - für Überflieger war das längst kein Thema mehr. Im Höhenrausch aber blieb weithin unbedacht, dass wachsende Anforderungen an die Sicherheit, vor allem aber der ständig steigende Ölpreis, das Herumjetten zwangsläufig teurer machen.

Heute herrscht bei den meisten Fluggesellschaften in Europa Bedrückung. Nicht zuletzt durch ihre Rabattschlachten um Marktanteile haben sie sich tief in die roten Zahlen manövriert. Auch viele Fusionen und Konzentrationen der vergangenen Jahre - sei es der Zusammenschluss von Air France und KLM oder die Übernahme von Austrian Airlines durch die Lufthansa - haben daran nichts geändert. Deutschlands Marktführer Lufthansa leidet unter dem wirtschaftlichen Druck der vergangenen Jahre ebenso wie der Branchenzweite Air Berlin.

Die Herausforderung der Branche besteht nun darin, den Kunden Verständnis zu entlocken und ihnen den Weg in Richtung Vernunft zu weisen. Fliegen war in den vergangenen Jahren einfach zu billig. Diese Erkenntnis dürfte den Passagieren indes ebenso wenig gefallen wie den Fluglinien.