Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Christiane Leiste, die umtriebige und bislang auch in Sachen Geldbeschaffung einfallsreiche künstlerische Leiterin der Hamburger Klangwerktage, eröffnet nach ihrer Rücktrittsankündigung heute auf Kampnagel zum letzten Mal ihr Festival, und man darf vermuten, dass es nach ihrem Schwanengesang komplett entschlafen wird. Die Kulturbehörde sah keine Veranlassung, die Gelder der Bundeskulturstiftung (30 000 Euro), die vier Jahre lang das Hamburger Festival für zeitgenössische Musik gefördert hatte, zu übernehmen. "Den Rücktritt von Christiane Leiste bedauere ich zutiefst", schreibt Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard.

Behördensprecher Enno Isermann lässt kühl verlauten, Frau Leiste habe keinen Antrag auf Förderung gestellt, im Übrigen habe die Kulturbehörde nur ein einziges Mal Geld zum Festivaletat beigesteuert, 5000 Euro im Jahr 2007. Mehrere Klangwerktage-Aktive berichten dagegen, in informellen Gesprächen von Behördenmitarbeitern immer gesagt bekommen zu haben, einen Förderantrag zu stellen sei zwecklos, für die Klangwerktage mit Frau Leiste habe man kein Geld. Frustriert von der Kulturpolitik, von der Klinkenputzerei bei Stiftungen und privaten Geldgebern müde, geht die quirlige, für manche gewiss auch anstrengende Intendantin nun von Bord. Und das Schiff sinkt.