Warum der Norden die Fehmarnbelt-Querung braucht

Für die einen ist es ein Rezept, für die anderen ein Trick: Man muss eine Geschichte erzählen, um heutzutage ein Großprojekt mit reichlich Beton, Krach und Milliardeneinsatz in Deutschland zu realisieren. Das war und ist beim Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, bei neuen (Flug-)Häfen oder aus dem Boden gestampften Stadtteilen nicht anders als bei der geplanten Querung durch die Ostsee, die im Jahr 2021 Deutschland und Dänemark fester verbinden soll.

Dabei geht es nicht nur um die 20 Kilometer Beton, die als Tunnel für Autos und Züge im Meer versenkt werden. Das bedeutet auch mehr als nur die Reduzierung der Fahrtzeit zwischen Kopenhagen und Hamburg von über vier auf zweieinhalb Stunden. Ein europaweit gefürchtetes Nadelöhr soll zur schnellen Trasse werden.

Und es geht um das Zusammenwachsen zweier Wirtschaftsräume, es geht um Arbeitsplätze - und dass man die verbindende Idee von Europa zu Ende denkt. Und da beginnt die andere Geschichte, die der Gegner. Mit Recht verweisen sie auf Umweltbedenken, fürchten Lärm und Durchgangsverkehr. Doch mit den aufwendigen Beteiligungsverfahren und den Lehren aus Stuttgart 21 hat die alte Kieler Landesregierung bereits mit dem Bund den Grundstein für ernsthafte Debatten gelegt. Das passt nicht allen, trägt aber zum Gelingen bei.

Denn der neue Fehmarnbelt-Tunnel muss kommen. Das sieht die neue Kieler Landesregierung unter Torsten Albig (SPD) auch so. Und Albig zieht klugerweise die Dänen auf seine Seite, wenn es um die komplizierte Hinterlandanbindung und die trickreiche Finanzierung auf deutscher Seite geht. Denn allein mit dänischem Kapital wird sich das Megaprojekt nicht realisieren lassen. Da müssen auch Kiel und Berlin noch einmal in den Ring.

Der Ertrag, sogar ökologisch, dürfte am Ende groß sein. Keine Wartezeiten, weniger Staus - Fehmarnbelt 21 könnte sich so positiv entwickeln wie die durchgängige Trasse vom dänischen Festland über Kopenhagen nach Schweden. Dort brummt es. Seit die Megabrücken und Tunnel stehen, fallen auch die letzten Zweifel an europäisch vernetzten Projekten.