Ein frommer Wunsch von Thomas Andre

Mit meinen Gebeten bin ich seit einigen Tagen ausschließlich bei einem älteren Herrn, der auf einer Farm im nordwestlichen Connecticut lebt. Ich muss gestehen: Ich mag Philip Roth. Der schreibt zwar stets dasselbe Buch, klar. Aber dieses Buch ist gut. Es geht immer irgendwie um Amerika, um das Mann-Sein, oft auch um Frauen und grundsätzlich um die schweren Komplexe, die man eben so hat als Sohn eines Vaters.

Ich bin nicht alleine mit meinen Fürbitten. Das liegt daran, dass in dem literarischen Hochamt, das diese Woche begangen wird (Buchmesse! Buchpreis! Nobelpreis!) jeder einen Eindruck machen will, der so kompetent ist wie möglich. Soll heißen: Wenn morgen die mutmaßlich höchste literarische Auszeichnung des ganzen Universums vergeben wird, wird am Ende wieder jeder enttäuscht sein, dass Roth den Literatur-Nobelpreis nicht bekommen hat, den doch vorher jeder für ihn forderte. Ganz einfach, weil jeder schon mal eines seiner Bücher gelesen hat. Ganz anders verhält es sich mit Autoren wie Mo Yan (Chinese, "Die Knoblauchrevolte") und Adonis (Syrer, schreibt Gedichte), die im Literaturbetrieb als fiese Party-Crasher gelten.

Muss man schnell die Champagner-Sätze über Philip den Großen ausradieren und in den nächsten Buchladen rennen. Dort trifft man dann auf Buchhändler, deren Gebete ebenfalls nicht erhört wurden.

Stockholm, hört ihr uns?