Manfred Braasch (BUND) hält den Bau für überdimensioniert und unwirtschaftlich. Umweltbehörde hält Standort weiter für geeignet

Hamburg/Wedel. Rechtzeitig vor der morgen ablaufenden Frist hat die Initiative "Unser Hamburg - unser Netz" die zuständigen Behörden aufgefordert, den Antrag für das geplante Gaskraftwerk in Wedel abzulehnen. Laut Manfred Braasch, Vertrauensperson der Initiative und zugleich Geschäftsführer vom BUND Hamburg, stünden lediglich die "wirtschaftlichen Interessen" des Betreibers Vattenfall im Vordergrund und "nicht eine dezentrale Energieversorgung und mehr Klimaschutz". Das geplante Kraftwerk sei unter anderem zu überdimensioniert. Braasch forderte die Politik auf, die Zeit bis zu einer endgültigen Entscheidung von Vattenfall, die in rund einem Jahr fallen wird, zu nutzen, um eine öffentliche Debatte über das Kraftwerk zu führen.

Der Bau des Kraftwerks ist Teil des Netzedeals zwischen Hamburg und den Energiekonzernen Vattenfall und E.on, bei dem die Stadt für 543 Millionen Euro 25,1 Prozent der Strom-, Gas und Fernwärmenetze zurückkauft. Mit etwa 110 Millionen Euro, so rechnet Braasch vor, würde Hamburg sich an dem neuen Kraftwerk beteiligen. "Und das, obwohl noch nicht geprüft worden ist, ob es auch wirtschaftlich betrieben werden kann." Er kritisiert weiterhin eine fehlende Beteiligung der Bürger. So sei die grundsätzliche Entscheidung über das Kraftwerk sowie über den Standort ohne gesonderte Diskussion in der Bürgerschaft und "über die Köpfe der Hamburger hinweg" gefällt worden.

Frank Krippner, Sprecher der zuständigen Umweltbehörde, widerspricht: Es gebe ein Gutachten, welches die Behörde in Auftrag gegeben hätte, das die Wirtschaftlichkeit bestätige. "Außerdem leistet ein zentrales Großkraftwerk laut Gutachten einen größeren Beitrag zur Kohlendioxid-Reduzierung als mehrere kleinere", so Krippner. Auch der Standort Wedel sei geeigneter als jeder andere, da von dort aus bereits eine Fernwärmeleitung nach Hamburg bestehe.

Dass Manfred Braasch sich überhaupt gegen das Gaskraftwerk in Wedel ausspricht, kommt überraschend. Noch im Protest gegen die Fernwärmetrasse vom im Bau befindlichen Kohlekraftwerk Moorburg hatte er sich für diese Alternative ausgesprochen. Er bestreitet das nicht. "Wir sind jetzt mit unserem Erkenntnisstand aber weiter", lautet seine Erklärung.