Wahlsieger Chávez will weiter Sozialismus aufbauen

Den Sozialismus des 21. Jahrhunderts will Hugo Chávez aufbauen. Die Venezolaner haben ihm weitere sechs Jahre Zeit dafür gegeben. Wenn "el Comandante Presidente" bis 2019 weiterregiert, ist er 20 Jahre an der Macht gewesen. Aber nichts deutet darauf hin, dass sein Sozialismus besser funktionieren könnte als die Vorgängermodelle. Chávez' Erfolg gründet weniger auf theoretische Gesellschaftsmodelle oder die seinem Freund Fidel Castro nachempfundene Dauerbeschallung des Volkes mit revolutionärem Geschwafel. Er basiert vor allem auf der Umverteilung der Öl-Milliarden des Landes. Sie erlauben umfangreiche Sozialprogramme. Mit dem Geld werden die politischen Verbündeten von Kuba bis Bolivien unterstützt - und natürlich die eigene Verwandtschaft sowie die treuen Anhänger. So etwas schafft Abhängigkeiten und garantiert Wählerstimmen.

Nicht einmal im Ansatz gelungen ist dem dauerregierenden Revolutionär bisher eine Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, die dem Land eine solide Zukunft und eine Perspektive nach dem Ende des Ölsegens geben könnten. Im Gegenteil. Selbst die Petro-Industrie ist veraltet und kann ohne fremde Hilfe nicht betrieben werden. Die Inflationsrate erreicht Rekordwerte, die Kriminalität auch. Die Lage ist mittlerweile so ernst, dass sich die bürgerliche Opposition unter dem Kandidaten Capriles zu einem Bündnis zusammenraufen konnte. Er hat immerhin das beste Ergebnis aller bisherigen Chávez-Konkurrenten erzielt.

Dass Chávez trotz aller Missstände im Amt bleiben kann, liegt allerdings nicht zuletzt an den bürgerlichen Eliten des Landes selbst. Als sie noch regierten, verschwand der Reichtum allein in deren Taschen. Die Mehrheit der Bevölkerung blieb ausgegrenzt und sich selbst überlassen. Chávez hat seinen Anhängern eingetrichtert, dass sie umgehend all ihre Privilegien verlieren, wenn er nicht im Präsidentenpalast bleibt. Das hat funktioniert. Die Opposition hat nicht glaubwürdig gegenhalten können. Was nach der Wahl bleibt, ist ein tiefer denn je gespaltenes Land.