Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Im Rückblick auf die Formel-1-Saison 2012 wird man möglicherweise einmal sagen, sie sei ein Spiegelbild des Rennjahres 2010 gewesen. Auch damals hatte das deutsche Rennfahrer-Wunderkind Sebastian Vettel kurz vor dem Ziel eigentlich keine Chance mehr auf den begehrtesten Titel der Vollgasbranche, nutzte diese dann aber in einem sensationellen Finale konsequent zum Triumph.

Lange war damals wie heute der spanische Ferrari-Chauffeur Fernando Alonso der Klassenprimus, der trotz eines unterlegenen Autos die Jahreswertung anführte. Und in diesem Jahr machte Lewis Hamilton mit seinem angekündigten Wechsel zu Mercedes Schlagzeilen, Michael Schumacher mit seinem bevorstehenden Abschied.

Nur der Weltmeister der vergangenen beiden Jahre, Sebastian Vettel, arbeitete im Verborgenen, als hätte er seine Schicht unter Tage verlegt. Bis zum Rennen in Singapur war ihm überhaupt nur ein Saisonsieg gelungen, zwischenzeitlich lag er schon 44 Punkte zurück, die Titelverteidigung erschien so wenig realistisch wie ein Schumacher-Triumph im Silberpfeil.

Doch plötzlich ist Vettel wieder da, und wie! Ein paar Geistesblitze des britischen Konstrukteurgenies Adrian Newey haben genügt, die rasenden Brausedosen von Red Bull wieder flottzumachen und Vettel Flügel zu verleihen. An den Fähigkeiten des jüngsten Champions der Formel-1-Geschichte bestand nie ein Zweifel. Jetzt hat Vettel auch wieder die Waffe, mit der er sie auch einbringen kann, dazu das nötige Glück. Den dritten Titel hat er nun selbst in der Hand.