Ernüchterndes Ergebnis einer Abendblatt-Umfrage unter den sieben Bezirken. Fahrradclub spricht von “lustloser Politik“ Illustration: Hans-Jürgen Witte

Hamburg. Nur die Hamburger Bezirke Bergedorf und Mitte haben einen Fahrradbeauftragten. In gerade einmal zwei Bezirken - Wandsbek und Altona - ist den Verantwortlichen überhaupt bekannt, wie lang das eigene Radwegnetz ist. Und lediglich ein einziger Bezirk - Bergedorf - hat in den vergangenen Jahren einen Mitarbeiter auf Exkursion in eine andere, fahrradfreundliche Stadt wie etwa Münster geschickt. Das ist das ernüchternde Ergebnis einer Umfrage des Abendblatts unter den sieben Bezirken der Stadt.

Völlig unterschiedlich handhaben die Bezirke danach auch den Kontakt zum Bürger. So gibt es kein einheitliches System, um die Bezirke auf marode Radwege hinzuweisen: Während in Wandsbek der sogenannte Wegewart zuständig ist, muss der Hinweis in Eimsbüttel im Fachamt eingehen.

"Die Radverkehrspolitik in Hamburg wird lustlos betrieben. Sie liegt bis auf vereinzelte Maßnahmen auf Eis", klagt Dirk Lau, stellvertretender Landesvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC). "Für uns bedeutet das Stillstand."

Auch von der HafenCity GmbH kommt mittlerweile deutliche Kritik: "Die verkehrliche Integration der HafenCity an den Übergängen ist noch nicht gut gelöst, oder es ist aus Gründen zum Beispiel des Denkmalschutzes keine ausreichend gute Lösung entstanden." Die Verantwortung dafür trügen der Landesbetrieb Straßen und Brücken in der Wirtschaftsbehörde und der Bezirk Mitte als Auftraggeber. Mehrfach habe man "auf Optimierungsmöglichkeiten hingewiesen", so die HafenCity GmbH.

Auf durchgehenden Fahrradrouten lange Strecken bequem, schnell und sicher bewältigen zu können - das bleibt auf längere Sicht in Hamburg ohnehin ein Traum. Denn der Senat hat sich von seinem Ziel, alle 14 Velorouten komplett bis zum Jahr 2015 auszubauen, verabschiedet. Auch das Vorhaben, den Radverkehrsanteil von derzeit zwölf auf 18 Prozent zu erhöhen, wird aktuell nicht mehr mit einer festen Zeitvorgabe verfolgt. Wirtschaftssenator Frank Horch sagt lediglich zu: "Wir werden das Veloroutenkonzept mit 14 Velorouten Schritt für Schritt umsetzen."

Der ADFC in Hamburg fordert sogar flächendeckend Tempo 30, damit sich die Geschwindigkeiten der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer angleichen und auch Radler die Fahrbahnen nutzen können.

Vielerorts prozessiert der Verein darüber hinaus auch in Hamburg gegen eine Benutzungspflicht von Radwegen, weil diese nicht den gesetzlich geforderten Standards entsprechen würde. "Das Fahrrad als Alltagsfahrzeug für die Stadt ist in den Köpfen der Verkehrsplaner noch nicht angekommen", sagt Dirk Lau.

Allerdings hat auch die in der Radverkehrspolitik federführende Hamburger Wirtschaftsbehörde erkannt: "Bei der Instandsetzung des Radverkehrsnetzes gibt es erheblichen Nachholbedarf." Das Thema Radverkehr sei "sehr wichtig".