Die Baumarktkette Praktiker erhält einen Sanierungskredit. Rettung wird wahrscheinlicher. Umzug der Zentrale nach Hamburg beendet.

Hamburg. Im zähen Ringen um die Rettung der Baumarktkette Praktiker sind entscheidende Schritte gelungen. Der angeschlagene Konzern erhält einen 40 Millionen Euro schweren Kredit, mit dem der teure Umbau der meisten Praktiker-Häuser in Baumärkte der erfolgreichen Hamburger Tochter Max Bahr angegangen werden soll.

Auch das laufende Geschäft sei nun gesichert, teilte das Unternehmen am Dienstag mit: Ein Bankenkonsortium unter Führung der Commerzbank verlängert einen im Frühjahr gewährten Kredit über 40 Millionen Euro auf drei Jahre. Das Darlehen der Hausbanken war eigentlich schon am Sonntag ausgelaufen, die Institute verhielten sich aber still. Mit dem Geld sollen die Verkaufslager mit Produkten gefüllt werden. Auch die Warenkreditversicherer wie das Hamburger Unternehmen Euler Hermes zögen bei der Sanierung mit. Sie springen ein, falls die bestellende Firma ihre Lieferanten wegen eines finanziellen Engpasses nicht mehr bezahlen kann. Weitere dringend benötigte Kredite über 35 Millionen Euro für die Sanierung stehen aber noch aus.

"Mit dieser Paketlösung haben wir den Durchbruch zur Finanzierung unseres Restrukturierungsprogramms weitestgehend geschafft", sagte Vorstandschef Kay Hafner. Doch muss Praktiker mit etwas weniger Geld auskommen als geplant. Verhandlungen über einen Hochzinskredit über 85 Millionen Euro mit dem Hedgefonds Anchorage waren vor vier Wochen gescheitert. Die Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Vertreterin der Großaktionäre hatte von Wucherzinsen gesprochen, die Anchorage verlange. Diese sollen bei mehr als 16 Prozent gelegen haben. De Krassny hatte ein eigenes Finanzierungspaket angekündigt und damit offenbar Erfolg.

Nun kommen immerhin 40 Millionen Euro von Investoren, die der österreichischen Privatbank Semper Constantia nahestehen, deren Interessen de Krassny vertritt. Nach Abendblatt-Informationen liegt der Zinssatz bei rund 13 Prozent. Die Konditionen seien günstiger als die der internationalen Fondsgesellschaft, sagte Finanzvorstand Markus Schürholz. Zudem will eine andere, nicht genannte Bank 20 Millionen Euro bereitstellen - aber erst nach der für das Jahresende geplanten Kapitalerhöhung über 60 Millionen Euro. Um weitere 15 Millionen Euro, die nach Praktiker-Angaben ein ebenfalls ungenannter Investor aus dem Umfeld von Semper Constantia bereitstellt, wird noch gerungen. "Weil der Abstimmungsbedarf zwischen den verschiedenen Finanzierungsparteien recht komplex war, haben wir etwas mehr Zeit gebraucht als erwartet", sagte Hafner.

An der Börse überwog an den vergangenen beiden Tagen Erleichterung: Die Aktie stieg bis gestern um fast neun Prozent auf 1,556 Euro, obwohl die Anteile der derzeitigen Aktionäre bei der Kapitalerhöhung an Wert verlieren. Der mit de Krassny verbündete Investor Clemens Vedder hatte angekündigt, sich mit bis zu 30 Millionen Euro an der Kapitalspritze zu beteiligen.

Scheitert die Sanierung von Praktiker, können sich die neuen Kreditgeber an der Hamburger Kette Max Bahr schadlos halten. Als Sicherheit dienten die 78 Märkte, die schon vor der Sanierung unter der Marke firmierten. Am 27. September waren 27 ehemalige Praktiker-Märkte unter der Marke Max Bahr neu eröffnet worden, in wenigen Wochen sollen sieben weitere folgen. Das Tempo des Umbaus werde durch das kleinere Kreditvolumen nicht behindert, so ein Sprecher: "Ich denke, dass es reicht, unsere Restrukturierung umzusetzen."

Die Restrukturierung wurde nötig, weil sich Praktiker mit einer Niedrigpreisstrategie ("20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung") in eine schwere Krise manövrierte und 2011 einen Verlust von rund 500 Millionen Euro verbuchte. Teil des Umbaus ist der Umzug der Zentrale von Kirkel nach Hamburg. "Die Verlagerung der Konzernfunktionen ist abgeschlossen", sagte ein Sprecher dem Abendblatt. Am bisherigen Sitz im saarländischen Kirkel verbleiben rund 210 Beschäftigte, die sich um Servicefunktionen wie das Rechnungswesen und die IT kümmern. Gut 100 Mitarbeiter seien mit in den Norden gezogen und arbeiten nun in der Max-Bahr-Zentrale an der Wandsbeker Zollstraße oder am neuen Konzernsitz am Heidenkampsweg.