20 Partner aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zeigen auf der igs 2013: So sehenswert ist die Metropolregion.

Wilhelmsburg. Hans-Dieter Reinke schleppt das Eichenblatt schon den ganzen Tag mit sich herum. Es ist schwer. Und groß. So groß, dass Reinke sich auch mal gemütlich darauf abstützen könnte. Vor allem es ist stabil genug, nicht unter seiner Last einzuknicken. "Edelstahl", sagt der Biologe erklärend und fährt mit seinen Fingern an den feingliedrigen Gerippestrukturen entlang, die Mitarbeiter des Zukunftszentrums Mensch-Natur-Technik-Wissenschaft im mecklenburgischen Nieklitz zu einem Ganzen zusammengelötet haben. Der Biologe Reinke und sein Eichenblatt, gemeinsam sitzen sie nun in einem S-Bahn-Waggon und nehmen Kurs auf Hamburg-Wilhelmsburg. Ihr Ziel: das Gelände der Internationalen Gartenschau (igs).

Mit im Zug: Vertreter 19 weiterer Einrichtungen aus dem ganzen Norden, jeder von ihnen hat ein symbolisches Erkennungszeichen dabei. Es ist schließlich auch eine symbolische Fahrt. Die Botschaft lautet: Die Partner treffen auf dem igs-Gelände ein. Wenn die Pflanzenausstellung auf der Elbinsel am 26. April kommenden Jahres ihre Pforten öffnet, feiert nicht nur Wilhelmsburg, nicht nur Hamburg Gartenschau, sondern der ganze Norden. Gartenschau-Geschäftsführer Heiner Baumgarten sagt: "Mir ist wichtig, dass wir Hamburg nicht als Stand-alone-Projekt machen." Es gehe darum, Angebote aus der gesamten Region zusammenzuführen, die miteinander zu tun haben. "Gartenschauen dürfen nicht länger allein auf die ausrichtende Stadt fokussieren", sagt Baumgarten. Aus den bislang reinen Stadtprojekten müssten, so seine Überzeugung, Regionalentwicklungsprojekte werden. Das macht die igs nun vor.

Die 20 Partnerprojekte aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind mithilfe der Metropolregion Hamburg ausgewählt worden, jenes Gebilde, dessen Aufgabe darin besteht, Akteure länderübergreifend zusammenzuführen und Netzwerke zu knüpfen, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Metropolregion-Sprecherin Marion Köhler sagt: "Es gibt so viele bemerkenswerte Ausflugsziele rund um Hamburg, die aber in ihrer Außendarstellung noch nicht so wahrnehmbar sind." 56 hatten sich beworben. "Eine Voraussetzung bei der Auswahl war, dass sie zur Gartenschau passen", sagt Köhler. "Dass sie etwas Neues bieten, etwas Unerwartetes."

So etwas, wie es das Zukunftszentrum in Nieklitz bietet. In dem 18 Hektar großen Wissenschafts- und Erlebnispark geht es um das "Von-der-Natur-lernen-Prinzip". Hans-Dieter Reinke, der das Eichenblatt in der S-Bahn auf der freien Sitzfläche neben sich abgelegt hat, erklärt: "Dieses übergroße Modell verdeutlicht, wie die Stabilisierungsstrukturen eines Blattes auch in die Architektur übertragbar sind."

Im Moorinformationszentrum Ahlenmoor im Landkreis Cuxhaven können Besucher hingegen erfahren, wie der Mensch im Laufe der Jahrhunderte eine Landschaft immer wieder verändert hat. Das Moor: erst Ödland, dann Nutzland für Bauern und Torfstecher, heute Naturschutzgebiet - auch eine spannende Episode für die igs.

Uetersen (Kreis Pinneberg) ist mit seinem Rosarium am Start. Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) setzt auf den jüngst für 2,3 Millionen Euro auf Vordermann gebrachten städtischen Kurpark, in dem Till Eulenspiegel omnipräsent ist. Auch Bad Bodenteich südlich von Uelzen stellt den örtlichen Kurpark vor. Dort können Besucher Cross-Golf spielen.

Und Stade bringt die historischen Wallanlagen ein. Bürgermeisterin Sylvia Nieber sagt: "Wir wollen darstellen, dass die Wallanlagen nicht nur ein historisch interessanter Ort sind, sondern auch einer mit einem hohen Freizeitwert." Dafür hat die Stadt das Motto "Eine Festung wird Park - ein Park, der verbindet" ausgegeben. Von Skulpturen, Musik und Kultur in den Wallanlagen ist die Rede.

Alle 20 Partnerprojekte werden sich auf der igs präsentieren können. Raum dafür soll ihnen jener Bereich im Süden des Ausstellungsgeländes bieten, auf dem die fünf Hamburg umringenden Kulturlandschaften - das Alte Land, die Lüneburger Heide, die Vier- und Marschlande, das Pinneberger Baumschulland und die Schleswig-Holsteiner Knicklandschaft - en miniature nachgebaut sein werden. "Wir werden unsere Partnerprojekte dort mit bewerben", sagt igs-Chef Baumgarten. Die Teilhabe am Marketing der Schau, die Hoffnung, dass die erwarteten 2,5 Millionen igs-Besucher auf die Angebote in der Region aufmerksam werden, muss den Partnern Lohn genug sein. Finanzielle Förderung bekommen sie nicht.

Besucher können sich aller Voraussicht nach auf ermäßigten Eintritt bei den Partnerprojekten freuen. Entsprechende Pakete würden zurzeit ausgearbeitet, so Baumgarten. Er hofft, dass die Zusammenarbeit der 20 Projekte über das Gartenschau-Jahr 2013 hinaus anhält.