Steigende Immobilienpreise erfordern radikales Umdenken

Für ihre Kaltmiete geben die Deutschen zurzeit durchschnittlich ein Viertel ihres Nettoeinkommens aus. Für Rentner und Alleinerziehende beträgt dieser Anteil an den Lebenshaltungskosten sogar gut ein Drittel - doch das sind nur statistische Werte. In Hamburg müssen Wohnungssuchende sich bereits darauf einstellen, 50 Prozent und mehr ihres Gesamteinkommens nur fürs Wohnen auszugeben; in attraktiven Wohngegenden erst recht und vor allem dann, wenn es sich um Neuvermietungen handelt.

Auf kaum einem anderen gesellschaftspolitischen Feld wird man mehr Zündstoff finden. Wohnen in der Stadt muss bezahlbar bleiben, lautet die berechtigte Forderung, denn zu hohe Mieten ziehen einen ganzen Rattenschwanz an negativen wirtschaftlichen, verkehrspolitischen und sozialen Folgen hinter sich her. Der Senat versucht zwar mit dem "Bündnis für das Wohnen" aus dem Schutthaufen einer komplett vernachlässigten Wohnungsbaupolitik seines Vorgängers 6000 Wohnungen pro Jahr entstehen zu lassen, doch damit dürfte es schon im ersten Jahr nichts werden. Überdies stellt sich die Frage, ob es angesichts der derzeitigen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt nicht sinnvoll wäre, trotzdem mal in größeren Dimensionen zu denken und fürs nächste Jahr gleich 10 000 neue Wohneinheiten in Angriff zu nehmen.

Mit der Abkehr von Prestigeobjekten zugunsten einer auf Notwendigkeiten zugeschnittenen Planung, mit (noch) zügigeren Baugenehmigungsverfahren sowie einer Verschlankung des komplizierten Baurechts könnte man dieses Ziel sogar annähernd erreichen. Und auch wenn es schmerzt: Je teurer die Grundstücke, desto höher sollte in Zukunft auch gebaut werden dürfen; zur "gegenseitigen Bereicherung" von Investoren und Wohnungsmietern.

Zwar sind wir in Hamburg noch ein paar Meilen weit von den Zuständen in anderen internationalen Metropolen entfernt, in denen es längst vollkommen normal ist, wenn sich zwei bis drei durchschnittlich verdienende Angestellte zu einer Wohngemeinschaft zusammenschließen müssen. Aber wir marschieren stramm darauf zu - und Zeltstädte in öffentlichen Parkanlagen wären sicherlich keine adäquate Lösung.