Eigentlich ist es verwunderlich, dass der Schritt erst jetzt kommt. Die Deutsche Post erhöht im Januar die Briefpreise. Es ist die erste Anhebung seit 15 Jahren und erfolgt dazu äußerst moderat. So wird der Standardbrief mit 58 Cent gerade mal drei Cent teurer. Unterm Strich liegt die Anhebung damit deutlich unter der Summe der Inflationsraten, die wir in den vergangenen Jahren in fast allen Branchen gesehen haben. Von einer Ausnutzung seiner Marktmacht, wie es dem Ex-Staatskonzern gerne unterstellt wird, kann hier keine Rede sein.

Die Aufregung über den Anstieg sollte sich deshalb in Grenzen halten. Insbesondere bei Privatleuten lässt die Schreibkultur per Brief sowieso zunehmend nach. Statt Postkarte aus dem Urlaub gibt es eine SMS per Mobiltelefon, den handschriftlichen Brief ersetzt heute oft die flotte E-Mail. Unterm Strich kostet die Preiserhöhung den Bürger im Schnitt pro Monat unter zehn Cent, hat die Regulierungsbehörde errechnet. Pro Jahr sind dies rund ein Euro. Dies dürfte wohl für jeden verkraftbar sein.

Allerdings steht mit der Erhöhung auch die Post gegenüber ihren Kunden und Mitarbeitern in der Pflicht. Ein weiterer Abbau von Briefkästen oder die Einschränkung des Services muss ein Tabu sein, alle Pläne zur Auslagerung von Briefdiensten in Fremdfirmen sollten vom Tisch. Briefträger sollten bei der Post fest angestellt sein und einen Lohn erhalten, der zum Leben reicht. Dies ist die beste Voraussetzung dafür, dass die Post auch künftig in der Regel morgens pünktlich im Kasten landet. Wenn der Briefträger dann noch gut gelaunt ist, umso besser. Dies dürfte wohl vielen Bürgern ein paar Cent mehr wert sein.