Am 31. Mai 1968 machte ein bis dahin ungewöhnliches Schiff im Hamburger Hafen fest. Die "American Lancer" war der erste Vollcontainerschiff auf der Elbe und löschte am Burchardkai einige der Boxen, die in den kommenden Jahrzehnten zur universellen Transportkiste des Welthandels werden sollten. Damals jedoch meinte mancher alter Hafenmann noch, dass solche Kisten kaum Zukunft haben werden. Heute werden in Hamburg fast zehn Millionen solcher Standardcontainer jährlich umgeschlagen. Mehr als 90 Prozent der Waren im Hafen, die kommen oder gehen, lagern in diesen standardisierten Konstruktionen. Kein Wunder: Der Transport per Seefracht-Container ist billig geworden: Eine Flasche Wein von Australien nach Hamburg zu bringen, kostet nur etwa zwölf Cent, drei Cent zahlt man, um ein Pfund Kaffee aus Kolumbien an die Elbe zu schippern. Der Hamburger Hafen ist damit eine Drehscheibe des Welthandels - was vor vielen 100 Jahren recht bescheiden angefangen hatte. Der Vorläufer war ein Holzsteg an den Mündungsbereichen von Alster und Bille in die Elbe. Im 12. Jahrhundert bereits musste er vergrößert werden und wuchs beständig in den kommenden Jahrhunderten. Den Hamburger kam dabei eine Urkunde zugute, die am 8. Mai 1189 angeblich Kaiser Barbarossa ausgestellt haben sollte, um den Hamburger freien Handel zu garantieren, Das Schriftstück entlarvten Historiker als Fälschung. Dennoch gilt das verbriefte Datum heute als die Geburtstunde des Hafens - das jedes Jahr mit dem Hafengeburtstag im Mai gefeiert wird. Der Anfang des Hafens war demnach eine Fälschung, eine ganz besonders erfolgreiche.