Die Stars des Vereins sind zum 125. Geburtstag die Fans
Nehmen wir einmal an, der HSV wäre ein jung gebliebener 125-Jähriger und würde sich am Morgen nach seinem Geburtstag, während alle anderen noch schlafen, an den riesigen Gabentisch schleichen, um in Ruhe alle Geschenke anzuschauen. Er würde sich über die drei Punkte freuen, die ihm die Profimannschaft mit dem 1:0 gegen Hannover einbrachte und sich gerührt noch einmal die schönen Worte von der Geburtstagsgala anhören.
Dann aber würden die Gedanken des HSV noch einmal zu den ersten Klängen der Hymne "Hamburg, meine Perle" von Lotto King Karl zurückkehren, als sich kurz vor dem Anpfiff ein ganzes Stadion erhob und die HSV-Fans 45 000 handbemalte Doppelhalter-Fahnen in die Höhe streckten. 700 Menschen hatten in ihrer Freizeit in insgesamt 16 500 Arbeitsstunden die 350 verschiedenen Motive erstellt. 70 000 Euro an Spenden wurden für diesen kurzen, aber historischen Moment gesammelt. Wäre der HSV tatsächlich ein menschliches Wesen, spätestens jetzt müssten ihm bei so viel Zuneigung die Tränen über die Wangen laufen. Wer wird jemals so reich beschenkt?
Wenn etwas von diesen Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag hängen bleiben sollte, dann nicht, dass der Verein das Jubiläum geschickt vermarktete und mit seinen Aktionen (Barcelona-Spiel, Liga-total-Cup) für Zusatzeinnahmen in Millionenhöhe sorgte. Es bleibt in Erinnerung, dass als Stars des HSV längst nicht mehr die Spieler dienen, sondern die vielen Fans, die den HSV noch immer zu einer besonderen Gemeinschaft machen und die dafür stehen, dass der Klub etwas Einzigartiges ist.
"Unsere Geschichte ist einmalig und wird niemals enden", stand auf einem 380 Meter langen Spruchband. Dieser Satz ist zugleich als Aufforderung zu verstehen. Diese Anhängerschaft nicht von ihrem Verein zu entfremden, das ist die bedeutende Aufgabe für die HSV-Verantwortlichen in der Zukunft. Ob die Hamburger auf Platz vier, sechs oder neun stehen, ist dabei zweitrangig. Deshalb muss es die Pflicht jedes Vorstands sein, immer die Stimme der Basis zu hören. Denn ohne sie wäre der HSV nichts.