Es sind die ewig gleichen Fragen: Was kostet Kultur? Und wer kann sie sich noch leisten? In Hamburg kann man diese Fragen am anschaulichsten diskutieren, wenn man in die nahezu letzten historischen Häuser geht, die sich krumm und schief in der City hinter hohen Glaspalästen ducken, im Gängeviertel.

Dass es sie noch gibt, ist Künstlern und Aktivisten zu verdanken, die sich dort vor drei Jahren mit Engagement und Ausdauer gegen eine Stadtentwicklung positioniert haben, die diesen Namen nicht mehr verdient hatte. "Komm in die Gänge" war deshalb auch das treffende Motto für Menschen, die sich städtischen Raum zurückeroberten, statt sich wehrlos an den Rand schieben zu lassen.

Die Stadt hat für ihre gedankenlose Politik viel Lehrgeld bezahlt und bundesweit dafür viel Beifall bekommen, als sie dem Investor das Areal für 2,8 Millionen Euro zurückkaufte und sich weiterhin verpflichtete, die Gebäude für 20 Millionen Euro zu sanieren. Das Gängeviertel wurde zwar nicht zum Symbol für ein anderes Hamburg, aber es hat das Bild der Stadt um eine farbige Facette erweitert. Plötzlich war es möglich, dass sich mitten in der City Leute tummelten, die eine andere Idee vom Leben verfolgten. Die sich einen Raum für Kunst und Soziales schufen.

Was aber kostet solch ein kultureller Raum? Wer dachte, diese Frage sei mit der Zahlung von knapp 23 Millionen Euro geklärt, irrt. Das zeigt die aktuelle Auseinandersetzung der Stadt und der Initiative um die Förderung mit EU-Geldern.

Das Projekt Gängeviertel ist auf einem guten Weg. Und dass die Steg in letzter Minute gehandelt hat, um die EU-Gelder nicht verfallen zu lassen und damit die gesamte Sanierung infrage zu stellen, war ein enorm wichtiger und richtiger Schritt.

Nun haben alle Beteiligten erst einmal Zeit gewonnen. Zeit, um die Frage zu beantworten: Was darf Kultur kosten? Diese Antwort steht nämlich noch aus.