Die Fakten und Erfahrungen der Vergangenheit machen Mut

Man sollte zuerst auf die Fakten schauen, bevor man als Volkswirt den Blick in die Glaskugel wagt. Fakt eins: In Deutschland sind 2,788 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, das ist der niedrigste September-Wert seit 21 Jahren. Fakt zwei: Im europäischen Vergleich zeigt sich der heimische Arbeitsmarkt mehr als robust. Während in Spanien fast jeder Vierte ohne Job ist, in Frankreich die Zahl der Erwerbslosen ein 13-Jahres-Hoch erreicht hat, liegt die Quote hierzulande bei historisch niedrigen 6,5 Prozent. Fakt drei: In Hamburg registriert die Arbeitsagentur derzeit 68 431 Erwerbslose - so wenige wie in keinem anderen Monat 2012. Das Ergebnis des Faktenchecks ist eindeutig: Die Verschuldungskrise in Europa hat noch keine negativen Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt gehabt.

Nun weisen sowohl seriöse Experten als auch die üblichen Berufspessimisten und Freunde der täglichen Panikmeldung nicht zu Unrecht auf die Gefahren durch die Euro-Krise und die weltweit abflauende Konjunktur hin. Allerdings heben sie diesen warnenden Zeigefinger seit Monaten, ohne dass die Schlangen vor den Arbeitsagenturen länger geworden sind. Selbstverständlich wird es für die stark exportorientierte deutsche Wirtschaft von Monat zu Monat schwieriger, Nachfragerückgänge - vor allem aus Südeuropa - ohne den Tritt auf die Personalkostenbremse wegzustecken. Die Situation für viele Beschäftigte wird unsicherer. Das lässt sich nicht nur an dem in schwere See geratenen und für Hamburg so wichtigen maritimen Sektor festmachen. Auch mehrere Hersteller des deutschen Industrierückgrats - der Autoindustrie - fahren mittlerweile ihre Produktion zurück. Und dennoch ist Schwarzmalerei fehl am Platz. Schon während der Finanzkrise 2009 haben die Firmen mit Kurzarbeit und dem Abbau von Überstunden Einbrüche am Arbeitsmarkt verhindert. Das sollte auch diesmal gelingen.