Stellingen. Am Imbekstieg in Stellingen: als befinde man sich unweit eines Wasserfalls, rauscht es unentwegt. Es ist Autobahnlärm, der über die Häuserdächer in die Straße einfällt. "Im November, wenn das Laub von den Bäumen gefallen ist und es regnet, ist es am lautesten", sagt Christiane Brylla.

Als Autobahn-Anwohnerin begrüßt die 47-Jährige generell einen besseren Lärmschutz als die alte Mauer von 1974, die die Grundstücke am Imbekstieg bislang von der A 7 abschottet. Doch während der geplanten vierjährigen Bauphase soll es noch schlimmer kommen: Dann soll die bestehende Schallschutzmauer abgerissen werden und ein Bauzaun bis unmittelbar an die Terrassen der Häuser heranreichen. Zudem sollen Befestigungsanker ins Erdreich bis unter die Häuser getrieben werden. Später dann wird der Autobahndeckel rund fünf Meter der 16 Meter langen Gärten beanspruchen.

Weil dafür eine verschwindend geringe Entschädigungssumme im Raum steht, sagt Brylla: "Das ist Enteignung durch die Hintertür." Zusammen mit ihren Nachbarn hat sie bereits vor siebeneinhalb Jahren die Bürgerinitiative Interessen Gemeinschaft Imbekstieg gegründet. Seitdem kämpfen 29 der 38 Eigentümer der Anrainer-Grundstücke für ihre Rechte. 40 000 Euro haben die Anwaltskosten bislang verschlungen. "Wir sind alle psychisch extrem angegriffen", sagt Brylla.

Ein paar Häuser weiter wohnt Claus Ränsch. Dass die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation derzeit Lösungen für die Bauzeit prüft, die vom mobilen Lärmschutz bis hin zur vorübergehenden Unterbringung der Anwohner im Hotel reicht, quittiert der 75-Jährige mit einem Kopfschütteln. "Sollen wir dann monatelang vom Hotel zum Wäschewaschen nach Hause fahren?", fragt Ränsch. "Hotelreinigung", kommentiert Christiane Brylla wortkarg. Es ist Galgenhumor.

"Am liebsten wäre es uns, wenn die Stadt uns die Häuser abkaufen würde. Wir wollen wegziehen", sagt Brylla. Nach Bauende wird der Autobahndeckel in nur zehn Meter Entfernung zu ihrer Terrassentür liegen und dabei rund drei Meter hoch aus dem Boden ragen. "Wer will dann noch unsere Häuser kaufen?", fragt Brylla und fügt hinzu: "Wir sitzen hier fest."