Zu viel Lärm bei den Bauarbeiten, Zwangsumzug droht - Stadt soll die Häuser kaufen

Hamburg. Bauzäune direkt vor den Haustüren, Autolärm von früh bis spät - und einen Teil ihrer Gärten müssen sie auch noch abgeben: Die Anwohner des geplanten Deckels über der Autobahn 7 in Hamburg-Stellingen fürchten um ihre Lebensqualität. Mit Beginn der Bauarbeiten, so steht es in einer Stellungnahme der Gesundheitsbehörde, wird es in den drei Straßen Imbekstieg, Schopbach- und Olloweg wahrscheinlich zu massiven Verstößen gegen die Lärmschutz- und Luftreinhaltebestimmungen kommen. Der Grund: Um den Deckel fertigzustellen, müssen die bisherigen Lärmschutzwände zeitweilig entfernt werden.

Laut NDR geht aus dem Papier zudem hervor, dass die betroffenen Anwohner wegen zu großer Belastungen ihre Häuser möglicherweise sogar vorübergehend verlassen müssen. Einen solchen Zwangsumzug wollen sich die Anwohner der am stärksten betroffenen Straße - am Imbekstieg rückt die Baustelle bis auf rund vier Meter an die Wohnhäuser heran - nicht gefallen lassen. 30 Hauseigentümer fordern jetzt die Stadt auf, ihre Grundstücke ganz aufzukaufen. Bisher will Hamburg nur einen Teil der Gärten erwerben, weil diese Flächen für den Deckel benötigt werden.

"Wir wünschen uns einen klaren Schnitt, um uns an einem anderen Ort wieder etwas aufbauen zu können", sagt Christiane Brylla, Sprecherin der Bürgerinitiative Interessengemeinschaft Imbekstieg. "Für uns ist es nicht akzeptabel, für einige Zeit in ein Hotel zu ziehen und danach jahrelang eine Baustelle vor der Haustür zu haben." Sollte die Stadt dem Wunsch nicht nachkommen, will die Bürgerinitiative rechtliche Schritte einleiten.

Die Stadt jedoch weigert sich. "Es soll nur so viel Grund erworben werden, wie für den Ausbau der A 7 notwendig ist, um den Eingriff in das Eigentum weitestmöglich zu reduzieren", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Ein weiteres Argument der Stadt, die Grundstücke nicht aufzukaufen: Nicht alle Bewohner der betroffenen Grundstücke wollen verkaufen.

Krstanoski sagte, die Wünsche der Bürger würden natürlich in die Planungen einbezogen, weil diese sonst juristisch angreifbar wären und die Behörde mit Klagen rechnen müsste. "Klar ist auch, dass wir die Umweltbelange und die Lärmschutz- und Schadstoffproblematik sehr ernst nehmen." Mithilfe von zeitweiligen Lärmschutzwänden, Fassaden- und Dachdämmungsmaßnahmen und speziellen Lüftungsanlagen soll nun bei den Bauarbeiten eine gesundheitliche Belastung ausgeschlossen werden. Ziel sei es, eine zeitweilige Hotelunterbringung der Anwohner zu vermeiden. "Ob dieses in jedem Fall gelingt, bleibt abzuwarten."

Das Planfeststellungsverfahren für den Stellinger A-7-Deckel soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Ob es ähnliche Probleme an den weiteren Deckelabschnitten in Schnelsen und Altona geben könnte, ist derzeit noch nicht abzusehen.