Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Harald Schmidt würde jetzt wohl behaupten, Michael Schumacher sei nachtblind. Weil der Altmeister nun schon im zweiten Jahr hintereinander im Dunkel der Nacht in Singapur einen Auffahrunfall verursachte, schlagen sich seine Kritiker vor Schadenfreude auf die Schenkel. Mal heißt es, die Reflexe des 43-jährigen Formel-1-Methusalems hätten arg nachgelassen, dann wieder, der Champion von gestern setze sich gegen die Stars von heute zu sehr unter Druck.

Richtig ist: In einem unterlegenen Rennwagen, und das ist leider auch die dritte Generation des Mercedes-Silberpfeils, muss sich ein Fahrer noch näher an die Grenzen herantasten, als er das ohnehin schon wagt. Schumacher ist auch nicht der einzige Fahrer, der Kleinholz produziert. Allerdings häuft sich in dieser Saison die Zahl kleiner Fehler. Und das ist in einem Sport, in dem es um Millimeter und Tausendstelsekunden geht, fatal.

Der Fleisch-und-Blut-Rennfahrer Michael Schumacher muss in einem konkurrenzfähigen Auto kaum einen Rivalen der Rennbahn fürchten. Das haben wir an dieser Stelle erst vor einem Monat geschrieben. Und das bleibt weiterhin richtig. Andererseits muss ein Hersteller wie Mercedes zugreifen, wenn eine Naturbegabung mit Perspektive auf dem Markt ist wie jetzt Lewis Hamilton. Selbst wenn sich das Interesse des Briten als Teil eines Pokerspiels um einen besser dotierten Vertrag entpuppen sollte, wäre es sträflich, diese Chance zu verpassen.

Ob Michael Schumacher seine Karriere fortsetzen kann (und darf), liegt nicht mehr allein in seiner Hand.