Die deutsche Wirtschaft läuft Gefahr, in den kommenden Monaten an Schwung zu verlieren. Das steht außer Frage. Seit wenigen Monaten zeichnen sich ökonomische Probleme ab. Die Zahl der Arbeitslosen ist leicht gestiegen, die Auftragseingänge in der Industrie und die Umsätze im Einzelhandel sinken. Ohnehin grenzt es an ein Wunder, dass das Gros der Firmen hierzulande die ökonomischen Verwerfungen in Südeuropa bisher kaum zu spüren bekommen hat. Allerdings sollten sich Wissenschaftler, Politiker und Medien vor Alarmismus hüten.

Ein Beispiel für eine vollkommen übertriebene Darstellung der aktuellen Lage ist der Umgang mit dem gestern veröffentlichten Ifo-Index. Er wird in Punkten gemessen, basiert auf einer Umfrage in den Chefetagen von rund 7000 Betrieben und soll die Stimmung in der deutschen Wirtschaft abbilden. Der vom Münchner Ifo-Institut verbreitete Index sank leicht um 0,9 Zähler auf 101,4 Punkte. Die Presseagenturdienste reagierten mit geradezu hysterischen Interpretationen. Für die einen war es der "Rückschlag für die deutsche Wirtschaft". Die anderen sahen bereits um 10.15 Uhr den Deutschen Aktienindex infolge der Ifo-Umfrage "absacken" - dabei war dieser nur um 0,36 Prozent gesunken. Und wiederum andere interpretierten eine Stunde später die Auswirkungen auf dem Aktienmarkt mit dem Satz "Anleger lassen Finger von Aktien". Da lag der DAX mickrige 0,6 Prozent im Minus. Zum Vergleich: Seit Ende Juni hat das Börsenbarometer um mehr als 21 Prozent zugelegt.

Alarmisten aufgepasst: Man kann die Krise, von der Deutschland zum Glück noch weitestgehend verschont geblieben ist, auch herbeireden.