Gebäude befindet sich in marodem Zustand. Jüdische Gemeinde will junge Mitglieder werben. Neuer Vorstand ist jetzt im Amt.

Hamburg. Einen Mitgliederschwund hat die Jüdische Gemeinde Hamburg, die immer wieder mit internen Konflikten und personellen Querelen von sich reden machte, in den vergangenen Jahren verzeichnen müssen: Seit der Abkopplung Schleswig-Holsteins in eigene Gemeinden 2005 hat sich die Mitgliederzahl um ein Drittel auf derzeit 2850 reduziert.

Ein neuer Vorstand soll jetzt wieder Schwung in die Gemeinde bringen: Es sollen vor allem jene jüdischen Bürger erreicht werden, die bisher keiner Gemeinde angehörten. Der Vorstandsvorsitzende Bernhardt Effertz sagt: "Im Großraum Hamburg leben viele Israelis, denen jüdisches Gemeindeleben außerhalb ihres Landes fremd ist."

Zum Mitgliederschwund kommt ein weiteres Problem: Nachwuchsmangel. "Die Altersstruktur hat sich in den vergangenen Jahren komplett verändert", sagt Effertz. Mehr als zwei Drittel der Mitglieder hätten bereits das 50. Lebensjahr überschritten. Die Gemeinde möchte nun offensiv um junge Mitglieder werben und dabei einen besonderen Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche setzen: Veranstaltungen wie die "Jewsation White Party 2012" am 20. Oktober und gezielte Werbung in Kindergärten und Schulen soll den Nachwuchs und dessen Familien ansprechen. "Wir möchten unsere Gemeinde öffnen und sie zu einem offenen Zentrum für Jüdisches Leben in Hamburg entwickeln", sagt Bernhardt Effertz und verweist auf erste Erfolge. In den vergangenen zwei Monaten habe die Gemeinde 60 neue Mitglieder gewonnen.

Auch die Hamburger Synagoge ist in die Jahre gekommen. Das 1960 erbaute Gebäude befindet sich in einem maroden Zustand: Die Kosten für eine komplette Sanierung belaufen sich auf 3,5 Millionen Euro. Vorrangig müssten zunächst die großen Synagogenfenster aus Bleiglas erneuert und die Bestuhlung ausgetauscht werden, heißt es in der Gemeinde. Zudem leide die Decke unter Wurmfraß. Die Gemeinde sei dringend auf öffentliche Mittel angewiesen.