Die Hamburger Familienfirma Wibo expandiert mit Elektroheizungen. Wibo verkauft im Jahr rund 20.000 Geräte in Europa.

Hamburg. In diesem Unternehmen geht es tatsächlich familiär zu. Vater Kay Petersen erscheint mit seinen beiden Töchtern Sina und Lena zum Abendblatt-Gespräch, während Mutter Elke sich im Büro um Buchhaltung und Finanzen kümmert. Die dritte Tochter, Anna, eine in München lebende Juristin, berät die Hamburger Familienfirma Wibo in Rechtsangelegenheiten. "Meine beiden Töchter arbeiten bereits in der Firma und werden bald die Geschäftsführung übernehmen", sagt Petersen. Der 64-Jährige promovierte Jurist leitet den Hersteller von Elektroheizungen in dritter Generation. Wibo verkauft im Jahr rund 20 000 Geräte in Europa. Der Umsatz liegt bei knapp 40 Millionen Euro, die Rendite pendelt zwischen drei und fünf Prozent.

"In Spanien, Italien oder auch Südfrankreich werden unsere Produkte auch deshalb oft gekauft, weil sich der Einbau einer Heizöl- oder Gasheizung in Häuser in diesen warmen Regionen nicht rechnet. Geheizt wird in diesen Ländern nur im Winter." Auch in Skandinavien, Österreich, der Schweiz, und nicht zuletzt in Deutschland selbst setzt die vor 120 Jahren in der Hansestadt gegründete Firma ihre Heizungen ab. Unter anderem in Ferienwohnungen an der Ost- und Nordsee. Der Vorteil der Geräte: Sie sind mit Anschaffungskosten ab 1500 Euro im Vergleich mit einer von fossilen Energieträgern gespeisten Anlage günstig. "Aber die Energiekosten sind bei steigendem Stromverbrauch doppelt so hoch wie bei Gas- oder Ölheizungen", sagt Jörg Huber, Experte der Verbraucherzentrale Hamburg. Petersen kontert: "Ausgerichtet mit einem Funkthermostaten ist der Stromverbrauch aber gezielt nach dem tatsächlichen Bedarf steuerbar und damit im Ergebnis sparsam."

Rund 140 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in seiner Niederlassung, unter anderem in Produktion und Verwaltung. Hinzu kommen 250 Außendienstmitarbeiter, die in Europa tätig sind. Sie planen für die Kunden zum Beispiel, wo in der Wohnung oder im Haus das neue Gerät am besten stehen soll, und überprüfen, ob die vorhandene Elektrik für die Elektroheizung ausreicht. Peters, der auch elektrische Kamine fertigt, will erweitern und sucht derzeit am Standort Hamburg 20 Mitarbeiter, darunter IT-Entwickler, einen Vertriebsleiter, einen Teamleiter fürs Marketing sowie Beschäftigte im Außendienst. "Wir stellen auch gern ältere Mitarbeiter ein. Zum Jahresanfang habe ich mich von meinem Betriebsleiter getrennt. Er war 50 Jahre bei uns - und ging mit 73 in den Ruhestand." Die Fluktuation sei sehr gering. Rund die Hälfte der Mitarbeiter ist zehn Jahre und länger bei Wibo. Wer möchte, könne, wenn es firmenintern passe, auch länger als bis zum Rentenbeginn bei dem Unternehmen arbeiten.

Die Geräte werden in der Straße Jägerlauf in Lokstedt hergestellt, einer beschaulichen Wohnstraße mit kleinen villenartigen Häusern, die in die Straße Nedderfeld mündet. "Wir haben zahlreiche Systemlieferanten, die uns zum Beispiel den Stahl liefern oder auch die Elektronik", sagt Petersen. In Hamburg werden die Teile, die meist im Umfeld der Stadt produziert werden, zusammengebaut und versandt.

Dass bald seine Töchter die Verantwortung für die Firma übernehmen, passt in die Tradition der Firma. "Frauen haben bei uns schon immer eine große Rolle gespielt", sagt Petersen mit Blick auf seine Töchter, die nach ihrer Studienzeit erst einmal in anderen Firmen reingeschnuppert haben, ehe sie zu Wibo kamen. Schließlich war es eine Frau, die den Kriegsheimkehrer Wilhelm Bottermann überredete, 1946 das vom Töpfermeister Ferdinand Homann gegründete Geschäft zu übernehmen. "Sie wollte einen Mann mit eigener Firma und einer schönen Wohnung heiraten", so Petersen. Hermine Bottermann setzte sich durch, die Wohnung, in die das Ehepaar zog, gehörte den Eltern von Petersen. Hermine Bottermann arbeitete fortan in der Firma ihres Mannes mit. Der Ingenieur Bottermann entwickelte als Erster weltweit einen Elektrokachelofen und brachte ihn zur Serienreife. Bald kamen Elektrokamine, die das Unternehmen, genauso wie ein kleines Sortiment von Kachelöfen, heute noch anbietet. Durch das Wohnen im gemeinsamen Haus kamen sich Petersen und Elke Bottermann, die Tochter des Unternehmers, näher. Die beiden heirateten und übernahmen 1988 zusammen die Wibo-Geschäftsführung.

Auch für praktische Verbesserungen waren Frauen zuständig. "Meine Schwiegermutter kaufte mal Gardinen und war begeistert darüber, dass der Verkäufer zu uns in die Wohnung kam und genau abmaß, wo die Vorhänge am besten hängen sollen", sagt Petersen. "So machen wir es künftig auch mit den Heizungen", meinte Gattin Elke daraufhin. Gesagt, getan, der Gardinenverkäufer wurde gleich eingestellt. Für solche Personalentscheidungen werden bald Frauen die Verantwortung tragen. Petersen freut es: "Ich bin zufrieden, dass meine Töchter sich entschieden haben, meine Nachfolge anzutreten."

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