Tierschützer hatten im Vorfeld der Vorstellung protestiert. Der Zirkus gastiert noch bis zum 14. Oktober auf dem Heiligengeistfeld.

Hamburg. Es war kurz nach 22 Uhr, als Arnaldo abrutschte. Der Trapezakrobat bekam die Unterarme seines Partners Diego nicht richtig zu fassen und stürzte rücklings in die Tiefe. Schreie gingen durch das Publikum, ehe der Brasilianer sicher im Auffangnetz landete. Dort rappelte sich Arnaldo wieder auf, lächelte, zuckte mit den Schultern und kletterte wieder unter die Kuppel - das ist Zirkus.

Der Zirkus Charles Knie gastiert noch bis zum 14. Oktober auf dem Heiligengeistfeld. Rund 1200 Besucher und geladene Gäste sahen die nicht ganz ausverkaufte Premierenvorstellung, unter ihnen die HSV-Spieler Heiko Westermann und Marcell Jansen. "Menschen, Tiere, Sensationen", versprach Conférencier André Riedesel zu Beginn der Vorstellung - und davon gab es zuhauf.

Unbeeindruckt von den Tierschützer-Protesten im Vorfeld startete das Programm mit dem pompös inszenierten Auftritt von Kamelen, Zebras und Stieren und anderen mehr oder minder exotischen Tieren. Zu orientalischer Musik und den knallenden Peitschenschlägen des polnischen Chefdresseurs Marek Jama liefen die Tiere im Kreis durch die Manege. Dabei zeigten sie kleine Tricks. Ob die Tiere dabei, wie von Tierschützern immer wieder behauptet wird, leiden, war für den Zuschauer nicht zu beobachten. Als zum Abschluss der Pferdeschau ein Schimmel mit beinahe panisch wirkenden, weit aufgerissenen Augen auf den Hinterbeinen durch die Manege stakste, war die Resonanz des Publikums zumindest geteilt. Der eine Teil bewunderte applaudierend die artistische Meisterleistung, in den Köpfen der anderen verfestigte sich anscheinend immer weiter der Gedanke, was wohl gerade in dem Tier vorgehe.

Uneingeschränkt positiv bewertete das Premierenpublikum hingegen den Auftritt von Paolo Kaiser. Der Tscheche zeigte Kunststücke auf dem Rola-Rola, einem recht simplen Gerät, lediglich bestehend aus einem Brett und einem zylinderförmigen Rohr.

Zwischen den einzelnen Darbietungen sorgte Clown André vor allem für die Unterhaltung der Kinder. Knallig bunt geschminkt und angezogen, jagte er mit seinen übergroßen Schuhen unsichtbare Fliegen, versuchte seinen Drachen steigen zu lassen und badete mit einem aufblasbaren Gummihai.

Höhepunkt und Abschluss der rund zweieinhalbstündigen Zirkusshow war die vierköpfige Trapezartistengruppe "Flying Costa" rund um ihren Starartisten Arnaldo. Für ihre Sprünge und Salti in zwölf Meter Höhe ernteten die Brasilianer staunende Blicke und Beifall. Und als sich Artist Adrian am Ende kopfüber von der Decke stürzte, bewies er damit, was Zirkus bis heute so faszinierend macht.