An diesem Wochenende hat die 48-Jährige ein letzte Werkschau in ihrem alten Atelier. Dann muss sie weiterziehen.

Groß Borstel. Franziska Seifert sagt, es sei einfach, ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag etwas zu schenken. "Steine und Werkzeug, das passt." Die 48-Jährige ist Bildhauerin, kann also immer einen besonderen Meißel oder einen speziellen Hammer gebrauchen, um einen Brocken Sandstein in ein Kunstwerk zu verwandeln. An diesem Wochenende lädt die Künstlerin in ihr Atelier an der Straße Kellerbleek 10 zu ihrer vorerst letzten Werkschau ein: Denn Seifert muss wegen des Wohnungsbauprojektes Tarpenbek Greens ihre Heimat verlassen.

Als Illustratorin und Grafikerin mit Studienabschluss aus Hamburg gestaltete die große Frau mit den dunklen Locken Schokoladenverpackungen und malte abstrakte Verkehrsszenen mit Öllasur auf Leinwand, bis sie vor 15 Jahren die Bildhauerei für sich entdeckte. "Ich habe einen Wochenendkursus in Radbruch bei Lüneburg gemacht und hatte da mein Erweckungserlebnis. Andere müssen Berge besteigen, ich meißle."

Franziska Seifert lernte weiter, fuhr nach Carrara, um den berühmten Marmor zu bearbeiten, fand ein zweites künstlerisches Zuhause auf Bali.

"Da sitze ich bei 38 Grad im Dschungel in einem Bildhauer-Dorf und bearbeite balinesischen Sandstein. Die einheimischen Kollegen gestalten Götterfiguren. Wir tauschen Werkzeug aus und gucken uns gegenseitig zu." Doch wohin zieht die Künstlerin jetzt? "Mein Mann und ich haben ein Gelände in Wilhelmsburg an der Hand", sagt sie.

Dann werden Franziska Seiferts steinerne Gefährten umziehen und sich in der neuen Heimat einleben. "Ich gehe mit einem weinenden Auge weg aus meinem alten Schuppen. Aber ich freue mich auf den Neuanfang."

Werkschau am Wochenende von 12-18 Uhr, Kellerbleek 10