Der staatliche schwedische Stromkonzern Vattenfall betreibt eine verwirrende Strategie. In Hamburg hebt das Unternehmen seinen Anteil am Ausbau der Windkraft in Europa hervor. Auf Konzernebene verkündete das Management in Stockholm gestern zugleich, mit einer neuen Organisationsstruktur sowohl die erneuerbaren Energien wie auch die Atomkraftsparte stärken zu wollen. In Schweden betreibt Vattenfall nach wie vor Atomkraftwerke - und schließt nicht aus, neue zu bauen.

In einer Zeit, in der Deutschland aus der Nutzung der Atomkraft aussteigt und selbst Japan dies anstrebt, ist das ein großer Schritt zurück. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Atomkraft als Parallelstrategie macht keinen Sinn. Beide Energieträger passen weder technologisch noch regional in irgendeiner Form zusammen. Wenn man die Stromversorgung eines Landes auf erneuerbaren Energien aufbauen will, so wie es in Deutschland geplant ist, braucht man dafür eine weitgehend andere Infrastruktur als für eine Versorgung aus Atomkraftwerken.

Die seltsame Neuausrichtung von Vattenfall ist ähnlich diffus wie die Haltung Schwedens zur Atomkraft insgesamt. In den 1980er-Jahren hatte das Land den Atomausstieg beschlossen, diesen aber nie vollzogen. Dass ausgerechnet Schweden und dessen staatseigener Stromversorger die Option Atomkraft am Leben halten, ist ein Signal in die Vergangenheit. Gerade Schweden mit seinen immensen Ressourcen an Wind- und Wasserkraft und seiner relativ kleinen Einwohnerzahl könnte Europas Musterland für den Atomausstieg sein. Schade, dass es diese Chance nicht nutzt.