Experten beim Immobilientag: Mangel herrscht aber nicht überall, er herrscht eigentlich nur in einigen beliebten Stadtteilen.

St. Pauli. Der Wohnungsmangel konzentriert sich in Hamburg offenbar auf wenige beliebte Stadtteile. Diesen Schluss lässt eine Studie zu, die der Immobilienverband Deutschland (IVD) in Auftrag gegeben hat.

Noch ist die Untersuchung zwar nicht abgeschlossen, während des 2. Norddeutschen IVD-Immobilientages im Empire-Riverside-Hotel auf St. Pauli präsentierte der Vorsitzende des IVD-Nord, Axel Kloth, gestern aber ein erstes Ergebnis. Danach gebe es in den Hamburger Mietwohnungen eine jährliche Fluktuationsrate von immerhin zehn Prozent. "Wohnungsmangel sieht anders aus", so Kloth zu der relativ hohen Zahl von Wohnungen, die Mieterwechsel erleben. Mit Ausnahme von Stadtteilen wie der Schanze oder Ottensen gebe es in Hamburg eben sehr wohl Angebote. Und längst nicht in allen Stadtteilen würde die Neuvermietungsrate zweistellig ansteigen. Allerdings, so Axel Kloth, gebe es derzeit für Kaufinteressenten in Hamburg kaum noch Angebote.

Im IVD sind Makler, Immobiliensachverständige und Hausverwalter zusammengeschlossen. Rund 300 Vertreter der Branche hatten sich in dem Hotel nahe der Reeperbahn zum Meinungsaustausch getroffen. Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) lobte dabei die Zusammenarbeit zwischen der Branche und der Stadt, um die Neubaurate in Hamburg zu erhöhen. Bis August dieses Jahres sei in gemeinsamer Anstrengung in Hamburg der Bau von bereits 5851 Wohneinheiten genehmigt worden. Das vom Senat gesetzte Ziel von 6000 neuen Wohnungen pro Jahr in Hamburg werde daher erreicht werden, sagte die Senatorin.

Gastredner des Immobilientages war der Freiburger Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen. Der Volkswirt berät in Rentenfragen die Bundesregierung und stellte in Hamburg dar, wie sich die Demografie auf die Entwicklung der Immobilienpreise auswirken könnte. In einer kurzweiligen, mit plattdeutschen Einlagen gehaltenen Rede präsentierte der gebürtige Nordfriese ein deutliches Bild.

Auf eine Kurzformel gebracht, lautet seine These: Weil die geburtenstarken Jahrgänge viel zu wenig Kinder bekommen haben, müssen sie bis zur Rente länger arbeiten und erhalten selbst weniger als heutige Ruheständler. Allerdings werde die Nachfrage nach Wohnraum noch eine ganze Zeit anhalten, weil ältere Menschen oft in größeren Wohnungen lebten und sich ein Trend abzeichne, dass weniger Menschen in einem Haushalt wohnen. Und bis etwa 2065 würde sich die Bevölkerungszahl nicht grundlegend verändern - auch wenn die Gesellschaft älter werde. In den kommenden gut 30 Jahren würden die Immobilienpreise daher weitgehend stabil bleiben und der Bedarf bis 2025 sogar weiter steigen - zumindest in Städten wie Hamburg. "Wir können da eine Entwarnung geben", so Raffelhüschen. Zudem sei eine Immobilie auch zur Altersvorsorge geeignet.

Eine "Lebensstandardsicherung" könne die Rente nicht mehr sein. Sie werde lediglich eine "Basisversorgung" darstellen können. Für mehr müsste die zukünftige Rentnergeneration selbst sorgen und könne die Kosten nicht auf ihre wenigen Kinder abwälzen.