Laut Reederei führte eine Panne in der Zählanlage dazu, dass die Hafenfähre am Sonntag mit 361 Passagieren überfüllt war. Erlaubt sind 250.

St. Pauli. Die Hadag rudert im Streit mit der Wasserschutzpolizei um die offensichtlich überfüllte Fähre "Övelgönne" zurück. Es sei inzwischen ein Softwarefehler in der automatischen Zählanlage des Schiffes festgestellt worden. Deshalb könne es zu den Diskrepanzen zwischen den Zahlen der Hadag und der Polizei gekommen sein, räumte Hadag-Vorstand Gabriele Müller-Remer gestern ein.

Noch am Montag hatte sie behauptet, es hätten sich am Sonntagnachmittag nicht mehr als 250 Gäste an Bord des Schiffes befunden. Denn die Zählanlage habe die gesamte Zeit Grün gezeigt. Die Wasserschutzpolizei hatte jedoch bei einer Kontrolle an den St.-Pauli-Landungsbrücken allein 361 Passagiere gezählt, die das Schiff verließen. Gegen den Schiffsführer wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, es drohen ihm rund 100 Euro Bußgeld plus Gebühren.

Die Hadag reagierte am Montag: "Nachdem wir von dem Vorfall durch eine Pressemitteilung der Polizei erfahren haben, haben wir die 'Övelgönne' aus dem Betrieb genommen. Am Dienstag wurde die automatische Zählanlage überprüft und dabei ein Softwarefehler entdeckt. Es kann deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass die Anlage bereits am Sonntag defekt gewesen ist", sagte Müller-Remer.

Die Prüfung dauere an. Die Hadag-Chefin sagte weiter: "Unsere Zählsysteme werden regelmäßig gewartet. Das auf der 'Övelgönne' zuletzt in der vergangenen Woche." Auch die Zählanlagen auf sämtlichen anderen Hadag-Fähren wurden gestern noch überprüft. Bis die Untersuchungen abgeschlossen sind, will die Hadag "zu verkehrsstarken Zeiten" die Fähren von zusätzlichen Sicherheitsmitarbeitern begleiten lassen, die darauf achten, dass die Höchstzahl von 250 auch wirklich eingehalten wird.

Unabhängig von den im Raum stehenden unterschiedlichen Passagierzahlen, streitet aber auch Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer nicht ab, dass es auf dem Schiff am Sonntag voll war. Der Schiffsführer habe deshalb bereits am Anleger Finkenwerder wartende Fahrgäste aufgefordert, eine direkt danach eintreffende Fähre zu nehmen.

Auch einen weiteren Vorfall räumte Müller-Remer gestern gegenüber dem Abendblatt ein. Nämlich, dass die Wasserschutzpolizei ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Schiffsführer der "Oortkaten" eingeleitet hat. Auf dieser waren laut Polizei am 2. August 295 Passagiere - also 45 mehr als erlaubt. Von dem Ordnungswidrigkeitsverfahren habe der Schiffsführer erst gestern erfahren, sagte Müller-Remer.

Das Bußgeld müssen die Schiffsführer laut Müller-Remer selber bezahlen. Dass es "überfüllte" Hadag-Fähren gibt, hatte Müller-Remer bislang vehement abgestritten. Dabei kritisieren Fahrgäste und Politik seit Monaten die Kapazitätsengpässe auf den Hadag-Schiffen. Besonders betroffen ist die Linie 62 zwischen Finkenwerder und den Landungsbrücken, die von Pendlern, aber auch von Tausenden Touristen genutzt wird. Für Entspannung soll ein neues weiteres Schiff sorgen, das im Frühjahr in Betrieb genommen wird.