Touristen spülen Geld in die Kassen. Bundesweit erwarten Ladeninhaber schwache Monate. Hohe Energiekosten drücken das Konsumbudget.

Hamburg. Die Euro-Krise und steigende Energiepreise treiben den Einzelhändlern zunehmend die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Branche befürchtet, dass sich die recht gute Einkaufslaune der Verbraucher zum Weihnachtsgeschäft eintrüben könnte. "Die Stimmung im deutschen Einzelhandel kühlt sich ab", fasst Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE) das Ergebnis einer aktuellen Konjunkturumfrage unter 1300 Händlern zusammen.

36 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine schlechtere, 35 Prozent eine gleichbleibende und nur noch 29 Prozent eine bessere Wirtschaftsentwicklung. Damit gibt es laut HDE in der Branche erstmals wieder mehr Pessimisten als Optimisten.

Die höheren Preise für Strom, Heizöl und Benzin drücken dabei nicht nur das Einkaufsbudget der Käufer, sondern sorgen auch für höhere Betriebskosten und sinkende Margen in den Unternehmen. So klagt fast jeder zweite Einzelhändler über Gewinneinbußen im ersten Halbjahr.

Dennoch ist die tatsächliche Lage offenbar deutlich besser als die erwartete. "Mit einem Umsatzwachstum von 2,6 Prozent im ersten Halb-jahr zeigt sich der Einzelhandel bisher sehr robust", sagte Genth. Angesichts dieses überdurchschnittlichen Zuwachses prognostiziert der HDE für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum von 1,5 Prozent auf gut 428 Milliarden Euro.

"In Hamburg hat sich das Klima im Einzelhandel zwar auch abgekühlt, doch die Grundstimmung bleibt immer noch optimistisch und besser als in anderen Regionen der Republik", sagte Heiner Schote, Leiter der Abteilung Handel bei der Handelskammer. In der Hansestadt erwarten nach der jüngsten Konjunkturprognose 17,9 Prozent der Händler eine bessere Geschäftsentwicklung und 25,8 Prozent eine schlechtere. Ihre aktuellen Lage bewerten unterdessen 25,1 Prozent als positiv und nur 20,6 Prozent als negativ. Die Übrigen stellen sich auf eine unveränderte Entwicklung ein. 2011 wurden im Hamburger Einzelhandel 10,8 Milliarden Euro umgesetzt.

Die Hamburger Ladenbesitzer profitieren insbesondere vom wachsenden Tourismus in der Stadt. "Viele Besucher kommen gerne zum Shoppen nach Hamburg", so Schote. Zudem wachse die Bevölkerung. Größte Konkurrenz für die Geschäftsleute sind die Online-Händler, die zum Teil mit größeren Rabatten locken. Doch auch im Online-Geschäft hat Hamburg bundesweit die Nase vorn. Nach einer Studie setzten Online-Händler - darunter die Otto-Gruppe, Tchibo und Globetrotter - 2011 insgesamt rund 5,5 Milliarden Euro um, so viel wie in keiner anderen deutschen Stadt. Bundesweit liegt der Online-Umsatz bei 21,1 Milliarden Euro.

Die größten Umsatzzuwächse wurden laut HDE im ersten Halbjahr mit Uhren und Schmuck (13 Prozent) erzielt, gefolgt von Sport- und Campingartikeln (7,9 Prozent) sowie Glaswaren (5,1 Prozent). Der Bücherverkauf ging wiederum um 4,7 Prozent zurück, der Umsatz mit Kosmetik und Körperpflegemittel sank um 4,1 Prozent.

Der Einzelhandel bleibt unterdessen ein großer Jobmotor in Deutschland. Bundesweit stieg die Zahl der Beschäftigten zum Jahresbeginn erstmals auf 3,03 Millionen Mitarbeiter, in Hamburg haben 65 600 eine feste Anstellung in der Branche.