Ein Kommentar von Matthias Gretzschel
Die 87 Jahre alte Cellistin Anita Lasker-Wallfisch gehört wie die in Hamburg lebende Esther Bejarano zu den letzten lebenden Musikerinnen des Mädchenorchesters von Auschwitz. Die beiden Zeitzeuginnen haben in zahlreichen Veranstaltungen vor Erwachsenen, vor allem aber vor Schülern über ihre Lebens- und Überlebenserfahrungen berichtet.
Doch schon in naher Zukunft wird die Generation der Holocaust-Überlebenden verschwunden sein. Wie die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und dessen Opfer dennoch in Zukunft bewahrt und lebendig gehalten werden kann, ist das Thema einer Tagung, zu der die Bundeszentrale für politische Bildung nächste Woche nach Schwerin einlädt. Anita Lasker-Wallfisch, die aus London anreist, vertritt die These, dass künftig ein "biografisches Theater" an die Stelle der Zeitzeugen treten wird.
Es ist gut, dass Mitarbeiter von Gedenkstätten, Historiker, Regisseure und Theaterpädagogen nächste Woche in Schwerin darüber diskutieren. Es ist auch gut, dass Kunst an die Stelle der verstummten Zeitzeugen tritt. Wirklich ersetzen kann sie die authentische Erinnerung dennoch nicht.