Landeskirchenamt hat Informationen nicht weitergegeben

Hamburg. Die Nordkirche ist bereits erheblich früher als bisher bekannt darüber informiert gewesen, dass die Lübecker Staatsanwaltschaft gegen die ehemaligen Bischöfe Maria Jepsen und Karl Ludwig Kohlwage ermittelt hat. Allerdings ist diese Information vom Landeskirchenamt, der "Regierungsbehörde" der Nordkirche, nicht an die Kirchenleitung weitergegeben worden. Deshalb konnte Bischöfin Kirsten Fehrs vor gut einer Woche, als das Hamburger Abendblatt exklusiv über die Ermittlungen berichtete, mit öffentlich geäußerter Überraschung reagieren. Sie habe nichts davon gewusst, sagte sie - und kritisierte die Informationspolitik der Lübecker Behörde als "in höchstem Maße irritierend".

Ihr Kirchenamt war da allerdings schon deutlich besser im Bilde. Bereits im Juli hatte der Ahrensburger Pastor Helgo Matthias Haak eine Vorladung der Kriminalpolizei bekommen. Er sollte als Zeuge vernommen werden - in einem Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung, gerichtet gegen Maria Jepsen, Karl Ludwig Kohlwage, die ehemalige Ahrensburger Pröpstin Heide Emse und den ehemaligen Personalchef der Kirche, Detlev Nonne. Dies war der Vorladung zu entnehmen, und die lag im Juli dem Kirchenamt vor. Denn die Behörde musste Haak eine Aussagegenehmigung erteilen - was sie am 20. Juli auch tat.

Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen zwei ehemalige Bischöfe: Hätten da im Kirchenamt nicht die Alarmglocken schrillen müssen? Mathias Benckert, stellvertretender Pressesprecher der Nordkirche, verneint. "Eine Bischöfin wird üblicherweise nicht über Verwaltungsvorgänge wie beispielsweise über Anträge auf Aussagegenehmigung in Kenntnis gesetzt", sagt er. Im Kirchenamt habe man zudem den Vorwurf der Strafvereitelung "generell für abwegig" gehalten.

Die Bitte um Aussagegenehmigung war nicht der einzige Hinweis auf Aktivitäten der Staatsanwaltschaft. Bereits Ende Mai, so Benckert, hatte die Lübecker Behörde im Kirchenamt schriftlich angefragt, ob im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens kirchliche Disziplinarakten eingesehen werden könnten. Benckert: "Zur Klärung der Anfrage haben wir die Staatsanwaltschaft um Informationen gebeten, aber keine Antwort erhalten." Und was sagt Bischöfin Fehrs zur Arbeitsweise des Kirchenamts? Benckert: "Sie hat die Erläuterungen des Amts zur Kenntnis genommen und sieht keinen Anlass, ihm Vorwürfe zu machen."