Die Liberale, Jugendamtsmitarbeiterin Martina Kaesbach, ist Vormund eines neunjährigen Mädchens, dessen Mutter vor Gericht kommt.

Steilshoop. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen die Jugendamtsmitarbeiterin und Bürgerschaftsabgeordnete Martina Kaesbach eingestellt. Der FDP-Politikerin waren Verletzungen der Fürsorge- und Erziehungspflicht vorgeworfen worden. Als Vormund eines neunjährigen Mädchens, so hieß es zu Beginn des Verfahrens, habe sie Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Grundschulbesuch des Mädchens zu verantworten. Die Mutter des Kindes aus Steilshoop und ihr Lebensgefährte sollen sich demnächst vor Gericht verantworten müssen. Ihnen wird sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen vorgeworfen.

Mehrmals soll das Mädchen, das nach Angaben einer entfernten Verwandten weder ein eigenes Zimmer noch ein eigenes Bett hatte, gezwungen worden sein, ihrer Mutter und deren Freund beim Geschlechtsverkehr zuzusehen. In einem Fall soll der Lebensgefährte der Mutter dem Kind unter das T-Shirt in den Brustbereich gegriffen haben. Aufgrund dieser und anderer Vorfälle war das Kind im Jahr 2011 aus der Familie genommen worden. Martina Kaesbach erhielt die Vormundschaft für das entwicklungsgestörte Mädchen. Sie beließ es zunächst in der Schule, die in unmittelbarer Nähe zur Wohnung lag, in der die damals Neunjährige mit ihrer Mutter und deren Freund gelebt hatte. Nachdem offenbar zwei Tanten des Kindes versuchten, sie vor der Schule abzufangen, kam die Neunjährige auf eine andere Schule.

Die Auswertung der Unterlagen beim ASD und beim Jugendamt hätten keine Anhaltspunkte für ein strafbares Handeln des Vormunds ergeben, heißt es aus der Anklagebehörde. Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers: "Der gegen Frau Kaesbach erhobene Vorwurf hat sich nicht bestätigt. Sie hat nach unserer Überzeugung keine Straftat begangen."

Weiterhin laufen allerdings Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes Wandsbek. Dort nämlich sollen die Zustände in der Familie schon seit spätestens 2010 bekannt gewesen sein, ohne dass die Mitarbeiter nennenswerte Maßnahmen ergriffen. Die Großmutter des Mädchens hatte offenbar um ein Gespräch gebeten und war zumindest einmal eingeladen worden. Nachdem sie nicht zum Termin erschienen war, sollen die Mitarbeiter den Fall nicht weiter verfolgt haben. Als die Neunjährige aus der Familie genommen wurde, soll sie in einem körperlich und psychisch erschreckenden Zustand gewesen sein.