Ein Kommentar von Björn Jensen

Wenn in einigen Jahrzehnten britische Schulkinder über die nationale Geschichte belehrt werden, dann dürfte das Jahr 2012 eine herausragende Würdigung erfahren. Spätestens seit der schottische Tennisprofi Andy Murray in der Nacht zu Dienstag die US Open und damit den ersten Grand-Slam-Titel für das Vereinigte Königreich seit dem legendären Fred Perry 1936 gewann, ist dieser Sommer für den britischen Sport einer, wie er goldener kaum sein könnte.

Mit den Olympischen und Paralympischen Spielen in London haben die Briten nicht nur ein Zeugnis ihrer Sportbegeisterung abgelegt. Sie haben unter Beweis gestellt, dass ihre Besten hohem Erfolgsdruck standhalten. Die Art und Weise, wie Radprofi Bradley Wiggins, der zudem als erster Brite die Tour de France gewann, oder die Leichtathleten Mo Farah und Jessica Ennis ihrer Favoritenstellung gerecht wurden und Olympiagold holten, nötigt ebenso großen Respekt ab wie Murrays Nervenstärke. Nach vier Finalniederlagen bei Grand-Slam-Turnieren ließ sich der Olympiasieger in New York nicht davon beirren, dass sein Endspielgegner Novak Djokovic einen 0:2-Satzrückstand aufholte. Er hat es verdient, nun in einem Atemzug mit Champions wie Roger Federer und Rafael Nadal genannt zu werden.

Die Einzigen, die die Feierstimmung der britischen Sportfans in diesem Sommer trübten, waren die englischen Fußballer, die im Viertelfinale der EM an Italien scheiterten. Aber Murray, Wiggins, Ennis und all die anderen Helden mussten ja auch keine Elfmeter schießen.