Die Recycling-Offensive hat Zahl der Bioabfallbehälter seit 2011 um 84 Prozent erhöht. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Hamburg. Mülltrennen lohnt sich. Das weiß auch Familie Schwartz aus Bramfeld. Bereits 2003 war sie nach einem Umzug auf die getrennten Mülltonnen umgestiegen. "Wir hatten keine Lust mehr, den Müll zum Recyclinghof zu fahren", sagt Eveline Schwartz. Der Dreipersonenhaushalt hat seitdem zusätzlich zum Hausmüll die grüne, gelbe und blaue Tonne. Seitdem die Stadtreinigung Hamburg (SRH) Anfang 2011 im Rahmen ihrer Recycling-Offensive die Gebühren gesenkt hat, spart die Familie rund 20 Prozent Müllgebühren. "Der Umstieg hat sich aus mehreren Gründen gelohnt", sagt die 59 Jahre alte Werbekauffrau.

+++++Hamburger produzieren bundesweit am meisten Müll+++++

+++++Müll trennen und dabei bares Geld sparen+++++

Um die tatsächliche Ersparnis zu verdeutlichen, hier ein Rechenbeispiel der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: Eine vierköpfige Familie im Einfamilienhaus zahlt für eine 14-tägliche Leerung der gebührenpflichtigen 120-Liter-Bio- und -Restmülltonnen sowie die wöchentliche Leerung der gebührenfreien Papiertonnen und gelben Tonnen 18,39 Euro, anstatt der zuvor erhobenen Gebühren von 24,67 Euro - eine Ersparnis von 25,5 Prozent.

+++++Hamburger Müll-Atlas: So sauber ist die Stadt+++++

Bis 2011 gingen den meisten Hamburgern die Begriffe Mülltrennung und Recycling nur schwer über die Lippen. Hamburg ist seit Jahren im deutschen Städtevergleich Schlusslicht beim Recycling, hofft aber, die rote Laterne bald abgeben zu können. Das triste Grau der Reststofftonne war vor allem in den innenstadtnahen Bezirken das Maß der Dinge. Seit der Recycling-Offensive während des Umwelthauptstadt-Jahres senkte die Stadtreinigung die Gebühren, um Anreize für eine konsequente Abfalltrennung zu schaffen. So fiel beispielsweise der Preis für die Abholung der grünen Biotonne. Gleichzeitig wurde die Abholung der grauen Restmülltonne teurer, um das Mülltrennen attraktiver zu machen. Viele Hamburger ließen sich daraufhin kostenlos die farbigen Tonnen liefern. So wurde die Zahl der Biotonnen seit 2011 um 84 Prozent auf 104 790 erhöht. Auch die blaue Tonne, die bereits weit verbreitet war, ist nun in 20 Prozent mehr Haushalten zu finden (136 250). Die Zahl der grauen Tonnen um 3730 auf 189 660 Restmülltonnen zurück.

Das Abendblatt hat bei der Stadtreinigung nachgefragt und beantwortet alle wichtigen Fragen zum Umstieg:

Was darf ich in die blaue, grüne, gelbe und graue Tonne werfen?

In die blaue Tonne gehören ausschließlich Papier und Pappe. Die grüne Tonne ist für alle organischen Abfälle vorgesehen, die in der Küche oder im Garten anfallen. Auch geringe Mengen Papier verträgt diese Tonne, wie beispielsweise Küchentücher. In die gelbe Tonne oder auch Hamburger Wertstofftonne können alle Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundstoff eingefüllt werden. Zusätzlich dürfen aber auch alle "stoffgleichen Nichtverpackungen" entsorgt werden. Das sind haushaltsübliche, nicht verunreinigte Gegenstände, die mindestens zur Hälfte aus Kunststoff oder Metall bestehen wie beispielsweise alte Töpfe, Besteck oder Plastikbehälter. In die graue Restmülltonne gehört demnach alles, was in den anderen Tonnen nicht entsorgt werden kann und nicht umweltgefährdend ist.

Was kostet die Abholung der Tonnen pro Monat?

Die Abholung der gelben und blauen Tonne ist kostenfrei. Lediglich bei Übergrößen oder langen Transportwegen zur Straße werden für Papiertonnen Gebühren erhoben. Die 14-tägliche Abholung der Restmülltonne beginnt bei 8,64 Euro pro Monat für eine 80-Liter-Tonne. Die Abholung einer gleich großen Biotonne kostet 1,72 Euro.

Mein Vermieter sagt, es fehle der Platz für die Recyclingtonnen. Was kann ich tun?

Weil die Stadt den Anschluss aller Grundstücke an das Recyclingsystem anstrebt, kann man in diesem Fall die Stadtreinigung informieren. Stadtreinigungssprecher Reinhardt Fiedler: "Wir kontaktieren dann den Vermieter und versuchen ihn zu überzeugen."

Könnten nicht moderne Sortieranlagen den Müll trennen?

Das ist theoretisch möglich, würde bei diesen Müllmengen aber die Gebühren in schwindelerregende Höhen treiben. "Die Verbraucher sind außerdem präziser als jede Sortieranlage", sagt Fiedler.

Wird der getrennte Müll nicht ohnehin auf einen Haufen gekippt?

"Das wäre ökonomischer Unsinn", sagt Fiedler. Für Altpapier erhalte die Stadtreinigung derzeit 30 Euro pro Tonne. Das decke zwar nicht die Kosten der Entsorgung, leiste aber einen wichtigen Beitrag, so Fiedler.

Wohin gebe ich im Herbst das Laub aus meinem Garten?

In die Biotonne. Nur wenn sehr viel Laub anfällt, gibt es für 50 Cent pro 100 Liter den Laubsack. Zu kaufen ist er auf Recyclinghöfen und in der Drogerie Budnikowsky. Er wird an den Straßenrand gestellt. "Die gesonderte Abholung kann in abgelegenen Gebieten bis zu vier Wochen dauern", sagt Fiedler.

Gibt es auch Tonnen für Glas?

Gesonderte Glastonnen, wie man sie in manchen Berliner Hinterhöfen findet, gibt es nicht. Eine Einführung ist für die Hansestadt derzeit auch nicht geplant. "Mit der Entsorgung von Glas ist in Hamburg die Firma Remus beauftragt", sagt Fiedler. Das Unternehmen stellt dazu Glascontainer im gesamten Stadtgebiet auf.