Durch Brand schwer beschädigter Containerfrachter “Flaminia“ lief gestern im JadeWeserPort ein

Wilhelmshaven. Die Odyssee der "MSC Flaminia" endete gestern nach 57-tägiger Irrfahrt auf hoher See. Am frühen Abend erreichte der nach einer Feuerkatastrophe auf dem Atlantik havarierte Containerfrachter der Buxtehuder Reederei NSB den Wilhelmshavener JadeWeserPort.

Das Schiff hat mehr als 2800 Container geladen, darunter 151 Boxen mit Gefahrgut. Bereits am Sonnabend - kurz nachdem es deutsche Gewässer erreicht hatte - zogen 17 Experten der Analytischen Task Force des Amtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz an Bord des Wracks Proben. Und gaben Entwarnung: Die Untersuchungen hätten ergeben, dass das Schiff dicht sei und deshalb keine Flüssigkeit ins Wattenmeer gelangen könne, sagte Florian Krekel, Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven.

Der fast 300 Meter lange Containerfrachter war am 14. Juli nach einem Feuer in der Ladeluke und mehreren Explosionen auf der Fahrt von Charleston (USA) nach Antwerpen schwer beschädigt worden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich 23 Menschen an Bord, neben fünf Deutschen auch Polen und Philippiner. Ein Seemann starb, drei wurden verletzt, ein weiterer Matrose wird bis heute vermisst. Wie es zu dem Brand kam, ist noch völlig unklar.

Passierende Schiffe hatten die Besatzung der "Flaminia" gerettet. Immer wieder brachen auf dem Frachter Feuer aus. Weil das Schiff gefährliche Stoffe geladen hatte und die Gefahrenlage unklar war, verweigerten mehrere Länder - darunter Großbritannien, Frankreich und Spanien - der "Flaminia", ihre Häfen anzulaufen. Erst am 20. August erhielt der Containerriese die Erlaubnis, deutsche Gewässer anzufahren. Die niedersächsische CDU-Landtagsfraktion kritisierte den Umgang mit dem Frachter. "Würden die bestehenden Notfallsysteme in Europa greifen, wäre die ,Flaminia' nicht wochenlang wie der 'Fliegende Holländer' auf See umhergeirrt, sondern hätte den nächsten geeigneten Nothafen oder Notliegeplatz anlaufen können", sagte der Fraktionsvorsitzende Björn Thümler. Die Fraktion werde sich für eine Reform der entsprechenden EU-Richtlinie starkmachen.

Experten schätzen, dass das 2001 in Dienst gestellte Schiff ein Totalschaden ist und etwa die Hälfte der Ladung zerstört wurde. Zudem werde die Havarie weit mehr als zehn Millionen Euro Schaden nach sich ziehen. Im unbeschädigten Zustand ist das Schiff rund 22 Millionen Dollar wert, der Schrottwert wird von Schiffsmaklern und Versicherungsexperten auf rund 7,5 Millionen Euro taxiert.

Um 6.30 Uhr am Sonnabend überquerte die "Flaminia" die Grenze zur Wirtschaftszone Deutschlands. In der Nacht zu Sonntag ging das Schiff dann vor der Küste Helgolands in Warteposition und lief, gezogen von einem Schlepper, am Morgen mit der Flut nach Wilhelmshaven aus. Gegen 18 Uhr, etwas früher als geplant, machte es im Tiefwasserhafen fest. Die "Flaminia" ist jetzt ein Fall für die Ermittler: Um möglichen strafrechtlichen Verstößen nachzugehen, werde das Schiff zunächst von der Staatsanwaltschaft überprüft, so Krekel.