Hamburg. Es ist ein Verbrechen, das auch Jahrzehnte danach entsetzt und fassungslos macht: Mehr als 5000 behinderte Kinder und Jugendliche sind von 1939 bis 1945 in Deutschland von Ärzten systematisch getötet worden - in Hamburg vor allem in den "Kinderfachabteilungen" im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort und in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn. Am kommenden Sonnabend wird die Stadt der Hamburger Opfer gedenken: Auf dem Ohlsdorfer Friedhof werden stellvertretend die sterblichen Überreste von fünf Hamburger Kindern feierlich beigesetzt, die in der Zeit des Nationalsozialismus dem Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind.

Erst 2009 hatte der Doktorand Marc Burlon herausgefunden, dass Präparate dieser Kinder im UKE zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet worden sind. Fünf mikroskopische Präparate von Gehirnen konnten namentlich bekannten Kindern aus Hamburg zugeordnet werden. "Fassungslos stehen wir heute vor der Frage, wie Kinderärzte die ihnen Schutzbefohlenen derartig dem System ausliefern konnten", sagt Professor Kurt Ullrich, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKE.

Noch bis zum 11. November ist im Medizinhistorischen Museum Hamburg am UKE auch die Ausstellung "Im Gedenken der Kinder. Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit" zu sehen.