Der Öko-Landbau weist den Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft

Auf den ökologischen Landbau ist kein Verlass. Bauern, die sich zertifizieren lassen, wollen nur den zusätzlichen Bio-Aufschlag einheimsen. Diese Meinung ist immer wieder zu hören, meist von Verbrauchern, die sich weder mit den Öko-Richtlinien für den Pflanzenbau und die Tierhaltung vertraut gemacht haben noch mit dem Kontrollsystem. Dieses Vorurteil bewirkt vor allem ein: Es bremst den dringend notwendigen Umbau der Landwirtschaft in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise.

Natürlich gibt es in der Bio-Branche schwarze Schafe, die bestehende Richtlinien übermäßig ausreizen und womöglich sogar den Kontrolleur austricksen - wer damit nicht rechnet, ist naiv. Doch die überwiegende Mehrzahl der Bio-Bauern wird sich an die Vorgaben halten. Schon deshalb, weil hinter dem Öko-Landbau eine andere Philosophie steckt. Im Pflanzenbau gilt es, die Zusammenhänge des Öko-Systems Acker für sich zu nutzen. Dieses Ackern mit der Natur würde stark gestört, wenn der Landwirt bei Problemen heimlich und regelwidrig zur Chemiekeule greifen würde. Ähnliches gilt für die Tierhaltung.

Öko-Landwirtschaft wirkt. Sie produziert Lebensmittel, die nahezu frei von Pestizidrückständen sind, ohne die Böden auszumergeln oder Tiere zu quälen. Zudem sind meist experimentierfreudige Menschen am Werk. Sie suchen nach der besten giftfreien Alternative, um Schädlinge, Pilze oder Wildkräuter kleinzuhalten. Sie modifizieren den Anbau, um unter den gegebenen Boden- und Klimabedingungen das Beste aus dem Betrieb herauszuholen.

Je erfolgreicher ein Öko-Landwirt arbeitet, desto eher übernehmen konventionelle Nachbarn den einen oder anderen Ansatz, über den sie zunächst die Nasen gerümpft haben. So hat sich zum Beispiel im Weinbau längst herumgesprochen, dass die Begrünung der Rebreihen besser funktioniert, als alles totzuspritzen, was unterhalb der Stöcke wächst - wenn die ökologische Idee ansteckend wirkt, dann beschränkt sich die Umweltentlastung nicht nur auf die 6,1 Prozent der deutschen Landwirtschaftsfläche, die dem Öko-Landbau gehört.

Natürliche, gesunde Lebensmittel ethisch verantwortlich zu erzeugen, bleibt das wichtigste Ziel des Öko-Landbaus. Wer weniger Tiere pro Fläche hält und ihnen Auslauf gönnt, wer weniger erntet, weil er nicht so stark düngt, der braucht für sein Erzeugnis einen deutlich höheren Preis. Ist Öko-Landbau deshalb nur etwas für Reiche? Klare Antwort: Nein. Wer bei der privaten Spritztour für den Liter Benzin ohne mit der Wimper zu zucken 1,70 Euro bezahlt, der kann sich für das gleiche Geld auch sechs Bio-Eier leisten. Für Menschen, die jeden Euro umdrehen müssen, bleibt es dagegen wichtig, dass auch konventionelle Ware von guter Qualität ist. Das ist heute meist der Fall.

Allen, die nicht nur essen, um ihren Hunger zu stillen, sei jedoch empfohlen: Begeben Sie sich auf eine Genussexpedition: Besuchen Sie Bio-Bauern und Neuland-Schlachtereien (Neuland ist kein Bio-Siegel, zeugt aber von einer artgerechten Tierhaltung). Lassen Sie sich auf dem Öko-Wochenmarkt Preisunterschiede erklären und es auf Hoffesten schmecken. Wer schon einmal mit einem Schlachter Bratwürste hergestellt hat, mit einem Schäfer und seinen Schnucken durch die Heide gelaufen ist und anschließend Heidschnucke aß, mit dem Bio-Kartoffelbauer über Krautfäule diskutierte oder bei der Öko-Weinlese half, lernt viel über die Landwirtschaft. Und er trägt dazu bei, dass sich Bauern, die auf die Natur und nicht auf die Industrie setzen, behaupten können.