Zwei Blindgänger auf Heiligengeistfeld entdeckt. 5000 Anwohner räumen Häuser. U-Bahn steht still

St. Pauli/Neustadt. Auf dem Heiligengeistfeld sind gestern Abend zwei amerikanische Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Die 500- und 1000-Pfund-Blindgänger lagen nach Angaben der Feuerwehr in der Mitte des unbebauten Geländes, auf dem vor Kurzem noch der Hamburger Sommerdom veranstaltet wurde. Etwa 5000 Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.

Viele Straßen in einem Radius von einem Kilometer um das große Freigelände und Planten un Blomen herum wurden vorläufig gesperrt - von der Helgoländer Allee über das Millerntor und den Neuen Pferdemarkt sowie Holstenwall und Johannes-Brahms-Platz bis hin zum Valentinskamp (Ecke Caffamacherreihe). Um 20 Uhr wurden zunächst die U-Bahn-Stationen Feldstraße und St. Pauli geschlossen. Drei Stunden später stellte die Hochbahn den Verkehr der U-Bahn-Linie U 3 sogar zwischen Schlump und Rathaus ein, auch die U-2-Haltestelle Messehallen wurde geschlossen.

Die Entschärfung begann um 23.57 Uhr. Erst musste geklärt werden, wie man an die Zünder herankommt. Die Bomben lägen direkt aufeinander, und man wisse nicht, ob die obere Bombe gefahrlos abgehoben werden könne, sagte ein Feuerwehrsprecher. Er schloss auch eine kontrollierte Sprengung - wie vor wenigen Tagen im Münchner Stadtteil Schwabing - zunächst nicht aus.

In einem ersten Schritt gelang es dem Sprengmeister um kurz nach Mitternacht schließlich, die beiden Bomben voneinander zu trennen. Danach sollten die beiden Blindgänger einzeln entschärft werden. Die Arbeiten dauerten bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe um 0.30 Uhr noch an.

Nach Angaben der Polizei waren die Bomben bei regulären Sondierungsarbeiten entdeckt worden, wie sie jeden Tag in Hamburg stattfänden. Der Circus Krone musste bei seinem Gastspiel vor einem Jahr bereits an den äußersten Rand des Heiligengeistfelds ausweichen, weil das Areal als Bombenverdachtsfläche galt. Dem Zirkus Charles Knie hatte die Stadt mit dieser Begründung sogar die Genehmigung für ein Gastspiel im Frühjahr verweigert.

Mindestens 3000 Blindgänger sollen noch im Hamburger Boden ruhen. Seit 1985 werden sie anhand von 25 000 Luftaufnahmen der Alliierten systematisch gesucht.