16 Siebt- bis Zwölftklässler fliegen nach Nowosibirsk. Für November ist der Gegenbesuch geplant

Tonndorf. Ab nach Sibirien: Nur elf Tage zwar, aber Sibirien! Eine Art Schnupper-Verbannung für Anfänger vielleicht? Nein, 16 Schüler flogen jetzt mit ihren Lehrern Regine Bunde und Matthias Burghardt in den sibirischen Spätsommer, um die Klischees von anno dunnemals loszuwerden und mit ihren russischen Gastgebern verschiedene Blickwinkel auf die Zukunftsfragen Energiewende, Klimawandel und Beruf zu erproben. In den sibirischen Spätsommer, wohlgemerkt, fliegen sie, bei Temperaturen nur leicht unter den Hamburger Werten. Nicht in einen ewigen Eisschrank.

"Russischkenntnisse sind gut, aber nicht zwingend nötig", sagt Russisch-Lehrer Burghardt, der die Gruppe bewusst heterogen zusammengesetzt hat. Die Schüler kommen aus den Klassen 7 bis 12 der Gyula-Trebitsch-Schule Tonndorf, der Stadteilschule Bergedorf, dem Gymnasium Heidberg und vom Walddörfer-Gymnasium. "Die russischen Schüler vom 'Gymnasium Nr. 6' in Nowosibirsk haben alle Deutsch in der Schule." Die Hamburger kommen in Gastfamilien unter, für Ende November ist der Gegenbesuch geplant.

Dass Zwölfjährige neben 17-Jährigen in den Arbeitsgruppen sitzen und gemeinsam die Stadt mit der Kamera für sich erschließen, mache das Leben leichter, sagt Burghardt. "Die Großen übernehmen Verantwortung für die Jüngeren, und beide lernen voneinander." Was die Großen sich bei den Kleinen abgucken können? "Die Unbefangenheit. Die Jüngeren gehen in der Regel offener und viel schneller auf neue Leute zu", sagt Burghardt.

Zu den Fotos aus den Straßen sollen die Schüler mit dem Mikro Interviews führen und verschriftlichen. Auch Zeichnungen sind erwünscht, um den Lebensalltag in Nowosibirsk zu ergründen und die verschiedenen Ergebnisse dann in der Gruppe gegenüberzustellen. Untersucht und diskutiert werden sollen ferner die Folgen der Aufstauung des Ob für das Wasserkraftwerk, das die Lichter in der Stadt brennen lässt. Und ein Ausflug nach Tomsk ist geplant.

Schon dreimal war Burghardt mit Schülern in Nowosibirsk. Akademgorodok, wo die Schüler untergebracht sind, liegt etwas außerhalb der Stadt und ist ein kleiner, sehr innovativer Wissenschaftsstandort. "Die verschiedensten Experten wohnen nebeneinander und sprechen so praktisch automatisch über die Grenzen der Disziplinen hinweg miteinander. Davon profitieren auch die Schulen und Bildungseinrichtungen", sagt Burghardt.

Die Hälfte der Reisekosten trägt die "Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch". Die Teilnehmer zahlen 350 Euro, den Rest trägt die Schulbehörde. Die Reise begann gleich mit einem Höhepunkt: Am 1. September feierten die Schüler in Russland den Beginn des neuen Schuljahres. "Nicht nur die Erstklässler werden begrüßt, sondern alle", sagt Burghardt. "Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird viel stärker gefördert als bei uns."