"Wir shoppen nicht. Wir kaufen uns glücklich." Dieser einfältig wirkende Slogan wirbt derzeit für ein Hamburger Einkaufszentrum. Bewusst gewählt von kreativen Köpfen, um mit einer Mischung aus maßloser Übertreibung und Wahrheit Aufmerksamkeit zu provozieren. Wissen wir doch, dass Glück nicht käuflich ist. Zwar kennen wir den "Frustkauf", nach dem wir irgendwie besser drauf sind. Das mag mal kurzzeitig helfen, aber mit Glück hat das nun wirklich nichts zu tun.

Einkaufen ist in der Konsumgesellschaft Ersatzhandlung: auch für die Suche nach Glück, Zufriedenheit und Liebe, die sonst eher klassisches Thema der Religion ist. Denn wo es um Gott geht, da geht es auch um echte Lebenskunst, diese Tiefendimension menschlichen Seins. Glück, so sagt mir mein Glaube, ist pures Gottes-Geschenk und keinesfalls Dauerzustand. Das macht die Sache mit dem Glück so schwer und so kostbar. Es hängt gerade nicht an unserem Tun, Können oder Geldbeutel.

Glück ereignet sich. Und wenn das geschieht, dann ist das einer dieser sehr seltenen, unplanbaren, heiligen Momente, in denen Menschen Glück spüren; Momente, in denen sich das Leben heil anfühlt, trotz allem, was geschieht. Dafür brauchen wir eher Ruhe und Gelassenheit als den Trubel eines Einkaufszentrums. Der Glücksschauer kann über uns kommen, wenn wir ganz bei uns sind. Einen Moment lang ist alles gut, dann haben wir, was wir wirklich brauchen, ganz ohne Hilfsmittel.

Doch dem Glück können wir keine Hütten bauen. Wenn wir es besitzen wollen, verlieren wir es. Es ist flüchtig und vergänglich wie alles Wichtige im Leben: Liebe, Zufriedenheit und Gesundheit. Und doch kann ich lernen, dem Glück wie einem Vogel die Hand hinzuhalten ... Das kann damit beginnen, dass ich zu mir komme: Körper, Geist und Seele werden eins und lassen sich nicht mehr beirren von dem, was man alles haben, können, kaufen oder darstellen muss.

Alles, was wir wirklich brauchen, gibt der Himmel umsonst und im Überfluss, auch dann, wenn wir gar nicht damit rechnen. Haben wir eine Ahnung davon? Im kommenden Jahr gibt es eine gute Chance, sich in der Wahrnehmung zu üben, denn dann ist Kirchentag in Hamburg. Und das Thema "Soviel du brauchst" erzählt von Gott, der freigebig ist und schenkt, was wir wirklich brauchen: Glück zum Beispiel.

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