Der Transfer-Coup des HSV ist riskant, aber richtig.

Wohl nur die Nachricht, dass Uwe Seeler in den Jungbrunnen gefallen sei und ab sofort wieder auf Torejagd gehe, hätte den HSV am Freitag noch mehr euphorisieren können. Die Rückkehr von Rafael van der Vaart weckte am Freitag die kühnsten Träume unter den Fans. In Internetforen kursierten bereits virtuelle Hoffnungen auf die Champions League.

Im Beifallssturm ging fast unter, dass der Aufsichtsrat des HSV den Transfercoup keineswegs einstimmig absegnete. Die Skeptiker haben es nicht verdient, als Bedenkenträger abgekanzelt zu werden. Im Gegenteil, diesen Wechsel kritisch zu hinterfragen ist nicht nur erlaubt, sondern geboten. Hat van der Vaart nach seinen Stationen bei Real Madrid und Tottenham Hotspur noch die überragende Form seines ersten Engagements von 2005 bis 2008? Kann er einer verunsicherten Mannschaft Halt geben, die nicht annähernd die Qualität des damaligen HSV-Teams hat? Vor allem aber: Geht der HSV wirtschaftlich ein zu großes Risiko ein, zumal Topverdiener wie Ersatztorwart Jaroslav Drobny oder der suspendierte Slobodan Rajkovic auf der Gehaltsliste bleiben? Der Verweis auf Geldgeber Klaus-Michael Kühne reicht da nicht. Der Milliardär gewährt dem HSV ein Darlehen. Die Konditionen mögen gut sein, womöglich wird Kühne sogar auf eine Rückzahlung verzichten. Sein Herz für die Raute scheint groß genug zu sein. Andererseits gilt der Mäzen als eigenwillig, mit dem Vorstand geriet er bereits heftig aneinander - und niemand kann seriös prognostizieren, wie sich das Verhältnis Kühne/HSV entwickeln wird.

Dennoch ist die Entscheidung trotz aller Risiken richtig. Der HSV braucht nach Jahren des Niedergangs, der vergangene Saison fast zum Abstieg geführt hätte, einen Hoffungsträger, einen Star, der die Fans elektrisiert. Wie sehr der Holländer auf den HSV setzt, zeigt, dass er auf einen erklecklichen Teil seiner bei Tottenham garantierten Bezüge verzichtet. Van der Vaart ist mit seinen 29 Jahren jung genug, um noch einmal anzugreifen, es all seinen Kritikern zu zeigen. Hat er Erfolg, kann er beim HSV zu einer Legende werden. Nicht so groß wie "Uns Uwe". Aber groß genug.