Eine Betrachtung von Birgit Reuther

Es gibt Filmfeste. Und es gibt das Fantasy-Filmfest. Letzteres findet immer dann statt, wenn die Anwesenden entweder Schwarz tragen oder ausgesuchte Motivdrucke ("Aguirre, der Zorn Gottes"). Wenn die Begleitung aufgrund ihres farbenfrohen Sommer-Outfits beinahe in "Step Up: Miami Heat" im benachbarten Kinosaal geschickt wird.

Wenn bei der Verlosung einer "Weißer Hai"-Box nicht bloß schnöde nach dem Regisseur gefragt wird, sondern nach dem dritten Oscar neben Filmmusik und Ton. Wenn die Ansagerin des Films "Violet & Daisy" gut gelaunt mit Unschuldsmine "Und jetzt viel Spaß mit den Killernonnen" wünscht.

Wenn der Regisseur eines cineastischen Meisterwerks wie "Beasts of the Southern Wild" aussieht, als sei er geradewegs aus einem Highschool-Film hinter die Kamera gefallen. Wenn seine bewegende Parabel auf Leben und Sterben mit Handkamera gedreht wurde und einem nach fünf Minuten einfällt, warum die Dogma-Filme damals bereits eine Herausforderung für Gleichgewichtssinn und Magen waren. Wenn man trotz Übelkeit aber dennoch im Cinemaxx-Sessel sitzen bleibt und das Ganze lieber mit geschlossenen Augen als Hörspiel wahrnimmt, als auch nur eine Minute dieser tollen Geschichte aus den Sümpfen Louisianas zu verpassen. Und wenn auf der Heimfahrt durch die kühle Nachtluft die ganze Hamburger Welt ein wenig verwandelt scheint. Dann ist Fantasy-Filmfest.