Eine Wort-Collage von Thomas Andre

Woher kennt man das gleich noch mal, das Ausschneiden von Buchstaben und Wörtern sowie das darauf folgende Neu-Arrangement des Alphabets? Richtig: vom "Tatort". Den Bösewichtern ist oft ein infantiler Trieb eigen, der sie zu Schere und Kleber greifen lässt, wenn sie ihre Erpresserbriefe schreiben. Gut, sie wollen damit auch verhindern, dass der Schutzmann ihrem sinistren Treiben auf die Spur kommt. Apropos Spur: Die wohlbekannte Berliner Autorin Herta Müller ist auf ihrem literarischen Pfad nun in Richtung ihrer Kindheit abgebogen und hat dort flugs ihre Witzigkeit verhaftet.

Für ihr neues Buch "Vater telefoniert mit den Fliegen" hat Frau Müller, die bislang vor allem über Diktaturen und ähnlich unangenehme Dinge schrieb, Gedichte aus Wortschnipseln gebastelt. Sie hat darauf geachtet, dass sich Verse reimen, so was muss man derbe timen. Und in den richtigen publizistischen Steinbrüchen wühlen, damit es am Ende zum Beispiel wunderhübsch heißt: "Gestern sagte Herr Straub / Holz macht stolz."

Im Baumarkt-Katalog, berichtet Frau Müller, gebe es die unglaublichsten Wörter und die schönsten Farben. Ja, auch eine Literaturnobelpreisträgerin ist manchmal bannig auf Zack, was lustige Wortklauberei angeht! Am besten gefällt uns dies: "Ja, man sieht, wozu das wache Blattwerk / Ums Quadrathaus eine finstergrüne Weltbotanik inszeniert."

Das ist wirklich lustig.