Mittelmeerraum bricht als Markt weg. Hanseboot will mehr als 1000 Yachten präsentieren. Käufer müssen sich auf höhere Preise einstellen.

Hamburg. Die deutschen Bootsbauer rechnen für dieses Jahr nicht mehr mit Wachstum. Hintergrund dafür sind vor allem fehlende Aufträge aus den Mittelmeer-Anrainerstaaten. "Aus der gesamten Region kommt so gut wie nichts mehr. Das spürt die Branche, deren Unternehmen bis zu 90 Prozent vom Export abhängig sind", sagte Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbandes (DBSV), gestern im Vorfeld der Hanseboot in Hamburg. Die Messe findet vom 27. Oktober bis 4. November zum 53. Mal in der Hansestadt statt.

Die Lage sei schwierig, sagte Meyer. So gingen bei einer Umfrage des Verbandes für 2012 nur noch 17,2 Prozent statt wie im Vorjahr 29,1 Prozent der Firmen davon aus, dass sich der Export verbessert. "Der Umsatz wird in diesem Jahr höchstens stagnieren", sagte Meyer. Dazu trägt auch der deutsche Markt bei. Auch hier hat sich die Stimmung eingetrübt. Nur noch 25,8 Prozent statt 42,8 Prozent (2011) der Firmen erwarten eine bessere Auftragslage. Im vergangenen Jahr hatten die Firmen mit 2,8 Milliarden Euro ihren Umsatz noch um 3,5 Prozent steigern können.

+++ Wirtschaftliche Situation der Bootsbranche schwierig +++

+++ 52. hanseboot +++

+++ 52. Hanseboot: Rund 1000 Schiffe zu bestaunen +++

Kaufinteressenten müssen sich jetzt auf höhere Preise einstellen, geht aus der Umfrage weiter hervor. So will knapp die Hälfte der Bootsbauer und mehr als die Hälfte der Zubehörfirmen 2013 ihre Preise anheben, um die höheren Kosten für Rohstoffe aufzufangen. Auch im Bootbau wirken sich die steigenden Preise für Rohöl aus, das etwa für die Polyesterharz-Rümpfe sowie für Lacke verwendet wird.

Vor diesem wirtschaftlichen Hintergrund will die Hamburg Messe nun vor allem ihre starke Position in Nordeuropa und Norddeutschland festigen. So gibt es auf der Hanseboot in diesem Jahr Gemeinschaftsstände von Firmen aus Finnland, Polen und erstmals aus Estland. Dazu hat die Messe Reiseangebote für Bootsenthusiasten aus Nordeuropa zusammengestellt. "Vor allem bei den Motorbooten konzentrieren wir uns auf Hersteller und Modelle, die für Fahrten auf der Nord- und Ostsee und die Binnenreviere geeignet sind", sagte Heike Schlimbach, die Projektleiterin für die Hanseboot.

Um möglichst viele Boote auf die Messe zu bekommen, gilt ein neues Preismodell. "Wir haben ein Rabattsystem entwickelt, bei dem der Quadratmeterpreis sinkt, wenn mehr Fläche belegt wird", sagte Bernd Aufderheide, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Hamburg Messe. Damit soll die Zahl der Boote nach rund 980 im vergangenen Jahr dieses Mal die Marke von 1000 übertreffen. In den Rekordjahren 2006/07 hatte sie schon bei 1200 gelegen.

Klar ist bereits: Wegen des Baus der Hochwasserschutzwand am City-Sporthafen wird es dort dieses Mal keine eigene Ausstellung der Hanseboot geben. Nur für einige wenige Segel- und Motoryachten ist dort noch Platz. Auch ein Ausweichen in den Sandtorhafen ist schwierig, weil die dortige Klappbrücke nicht jederzeit geöffnet wird, um das Passieren zu ermöglichen.

Insgesamt rechnet die Messe mit 85 000 Besuchern in den neun genutzten Hallen. Das entspricht dem Niveau vom vergangenen Jahr, allerdings ohne die Gäste, die damals noch Yachten im Hafen besichtigt hatten. Insgesamt werden 700 Aussteller aus 30 Ländern Boote, Ausrüstung, Motoren und Elektronik zeigen. Dazu präsentieren sich Wassersportschulen und Yachthäfen.

Der Eintritt für die Messe kostet 13 Euro, im Online-Ticketshop zwölf Euro. Mit der Karte kann die Messe zudem noch an einem zweiten Tag ab 15 Uhr besucht werden. Für Kinder bis 15 Jahre ist der Eintritt frei. Acht- bis Zwölfjährige können zudem in einem 20 mal 20 Meter großen Becken erste Kenntnisse über das Segeln oder das Steuern von Motorbooten erwerben.

Neu ist in diesem Jahr die Refit Arena, in der Besucher während der Messe die Renovierung von älteren Kunststoffbooten miterleben können. Dazu soll eine Jury vier Boote auswählen, die dann von ihren Eignern unter Anleitung von Experten repariert und nachgerüstet werden. Interessenten können sich über die Internetadresse hanseboot@hamburg-messe.de bewerben. Ebenfalls zum ersten Mal präsentiert Lothar Demps, der Präsident des Segelclubs Prien, ein in Bayern 2009 installiertes Projekt. So segeln am Chiemsee Behinderte und Nichtbehinderte in zwei Segelbootklassen gemeinsam. "Unser Ziel ist es, bis 2013 drei weitere Standort in Deutschland aufzubauen und dafür Klubs zu finden", sagte Demps. Verhandelt werde mit Münster und Wilhelmshaven. Aber auch Hamburg kommt für ihn als Stadt mit begeisterten Seglern infrage. "Warum nicht?"