Ein Zwischenstand von Joachim Mischke

"Nicht vor Herbst 2015" wird eröffnet, heißt es, viel später als geplant. Was es bis dahin kostet, ist ungewiss, ob es weitere Probleme gibt, auch. Schon klar, Elbphilharmonie? Eben nicht. Berlin hat jetzt - neben seinem babylonesk versägten Großflughafen - eine eigene Kultur-Krisenbaustelle von geradezu Hamburger Ausmaßen: Die Sanierung der Staatsoper Unter den Linden wird definitiv viel länger dauern als befürchtet.

Eigentlich wollte Intendant Jürgen Flimm schon 2013 aus dem Ausweichquartier Schiller-Theater wieder zurückziehen. Das kann er sich abschminken. Bei den Bauarbeiten waren Pfahlbauten aus dem 18. Jahrhundert im Untergrund entdeckt worden; man kann sie nicht entfernen und muss sie langwierig und teuer umgehen. Bei einer Begehung begrüßte Kulturstaatssekretär André Schmitz die Mitbesichtiger des Elends mit einem sarkastischen "Dann mal rein in den Hades!". Hübsch. Das könnte die Elbphilharmonie-Intendanz in ihrem Wartestand glatt auf einem Bauhelm-Aufkleber zitieren. Denn Sommer 2015 ist neuerdings auch das Fertigstellungsdatum für das hiesige Konzerthaus. Ganz bestimmt. Frühestens.

Bis einer der beiden Prestigebauten fertig sein sollte, kann der Wowereit-Klassiker "arm, aber sexy" jedenfalls um ein "... und total unpünktlich" ergänzt werden. Und die prekäre Kulturszene an der Spree ist zumindest um eine Erkenntnis reicher: Von Hamburg lernen heißt warten lernen.