St. Pauli. Im Karoviertel werden rund 900 Wohnungen aus dem Treuhandbestand der Stadt auf die städtische Wohnungsgesellschaft Saga übertragen, um das Mietniveau in diesem Quartier langfristig zu sichern. Das hat der Senat gestern beschlossen. "So können die Mieter sicher sein, dass die Mieten langfristig bezahlbar bleiben", sagte der für das Karoviertel zuständige Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) dem Abendblatt. Der Verkauf wird zum 1. Januar 2014 wirksam.

Bereits seit Februar 2012 gilt für den gesamten Stadtteil St. Pauli eine soziale Erhaltungsverordnung zum besseren Schutz der Wohnbevölkerung gegen Aufwertungs- und Verdrängungsprozesse. Eine Privatisierung der Bestände wäre möglich gewesen, hatte aber im Quartier für erhebliche Verunsicherung gesorgt. Jetzt bleiben die Wohnungen in städtischer Hand, eine Übernahme einzelner Wohnhäuser durch genossenschaftliche Strukturen ist aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen.

Aktuell liegt das Mietenniveau des Treuhandbestands bei durchschnittlich 4,93 Euro pro Quadratmeter netto kalt und damit erheblich unterhalb des einschlägigen Wertes des Mietspiegels von 8,23 Euro (sanierter Altbau). Für 75 Prozent des Bestands bestehen noch überwiegend langjährige Mietpreisbindungen, die nach ihrem Auslaufen noch mindestens zehn Jahre weiter gelten müssen.

"Wir wollen innerstädtisch gemischte Quartiere erhalten, denn das macht eine Großstadt aus", so Grote. Dass sich ein ganzes Quartier komplett aus dem Verdrängungsprozess abmelde, sei sehr bemerkenswert.

Kritik kam aus der FDP-Bürgerschaftsfraktion. "Mit dem Verkauf des Karoviertels an die Saga will die Stadt offenbar schnell Kasse machen", sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher Kurt Duwe. Die FDP hatte für eine Genossenschaftslösung plädiert.