Mit einer Politik auf Sparflamme kommt Hamburgs Uni nie aus ihrem Leistungstief

Hamburgs Universität windet sich im Mittelmaß. Das aber darf den politisch Verantwortlichen in einer wachsenden Metropole auf Dauer nicht genügen. Zumal die Uni immerhin Deutschlands drittgrößte Hochschule ist, jedenfalls gemessen an den Studentenzahlen. Quantität ist eben nicht gleich Qualität. In Hamburg gilt es schon als ehrgeiziges Ziel, wenn die Universität leistungsmäßig im deutschlandweiten Wettbewerb beständig unter den besten zehn gelistet würde. Einigen Fachrichtungen gelingt das zwar. Aber sie ragen, wie die sprichwörtlich zitierten Leuchttürme, nur vereinzelt aus dem Gesamtbild heraus.

Für den Uni-Präsidenten Prof. Dieter Lenzen ist klar, wie ein Strategiewechsel aussehen müsste. Mit einem Plus von zehn bis 20 Prozent auf den Uni-Jahresetat von 288 Millionen Euro wäre ein Wandel in eine internationale Forschungsuniversität machbar. Ein frommer Wunsch, solange Senat und Bürgerschaft die akademische Ausbildung in Hamburg am finanziellen Gängelband halten und keine Sparrunde an der Universität vorübergeht. Bayern und Baden-Württemberg machen vor, dass es auch anders geht.

In Hamburg ist die Hochschulleitung schon froh, wenn die Politik ihr ein mageres Plus von 0,88 Prozent pro Jahr vertraglich zusichert. Dabei ist das bei realistischer Betrachtung ein notdürftig getarntes Minus. Denn allein die zu erwartenden Steigerungen durch Tariferhöhungen bei den Personalkosten - dem bedeutendsten Etatposten - werden dieses karge Plus mehr als aufzehren. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass die Uni den Rotstift immer deutlicher selbst führen darf, weil die Wissenschaftsbehörde schrittweise Verwaltungsaufgaben auf die Hochschule überträgt.

Das gibt der Uni zwar mehr Spielraum, ist aber noch nicht die nötige neue Strategie für die Zukunft. Wie könnte die aussehen? Um diese Kernfrage hat sich die Stadt bisher gedrückt. Wohin soll die Uni steuern?

Wenn die Universität dem Hamburger Senat nicht mehr wert ist, verharrt sie weiter im Mittelmaß, bleibt eine Ausbildungsstätte für Studentenmassen und kann sich damit trösten, wenigstens ein respektables Fächerspektrum vorzuweisen. Stattdessen könnte die Uni aber auch den Konkurrenzkampf mit anderen Studienstandorten um die Leistungsspitze aufnehmen. Vorstellbar wäre etwa, die weniger leistungsstarken Fächer auslaufen zu lassen und im Gegenzug die besser aufgestellten zu stärken.

Diese Linie war in der Vergangenheit nicht klar zu erkennen. Selbst leistungsfähige, zumal kleine Fachrichtungen wurden aufgegeben, nicht wegen mangelnder Qualität, sondern weil ihnen eine Lobby fehlte oder die Professoren dort gerade ihr Pensionsalter erreicht hatten. So kann man sparen - aber ohne Sinn und Verstand.

Das darf nicht so weitergehen. Die Stadt ist in der Pflicht und muss bekennen: Will sie die Universität hauptsächlich als Kostenfaktor sehen, wie es in der von einer Kaufmannschaft geprägten Hansestadt seit Generationen üblich ist? Oder nutzt sie die Chance, die Universität stärker als bisher als Wirtschaftsfaktor zu begreifen, wie in Tübingen, Heidelberg, München oder Münster? Dort werden die Unis traditionell geschätzt auch wegen der Kaufkraft, des Umsatzes und der Steuereinnahmen, die mit ihnen verbunden sind. Von diesem Blickwinkel sind Hamburgs hafenverliebte Politiker, egal welches Parteibuch sie führen, leider weit entfernt.

Sie haben bisher nicht die Kraft oder den Mut aufgebracht, der Universität einen erkennbaren Weg in die Zukunft zu weisen. Die schlechteste Lösung wäre die zur Genüge praktizierte: Die Uni muss den Gürtel immer enger schnallen und soll selbst sehen, wie sie klarkommt. Mit dem Mittelmaß als Dauerlösung.